Anwohner in Marseille kämpfen gegen Drogendealer

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Frankreich,

Mit Nachtwachen und einer Bürgerwehr stellen sich Mieter einer Siedlung in Marseille jungen Dealern in den Weg. Der Protest wird angeführt von Frauen.

In einer Siedlung in Marseille kämpfen Frauen und Mütter gegen Drogendealer.
In einer Siedlung in Marseille kämpfen Frauen und Mütter gegen Drogendealer. - Arne Dedert/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Bewohner eines Wohnblocks in Marseille kämpfen erfolgreich gegen Drogendealer.
  • Frauen und Mütter bewachen ein Gebäude, in dem diese einen Drogenverkauf starten wollten.
  • Die südfranzösische Stadt hat ein grosses Problem mit organisierter Kriminalität.

Im vom Rauschgifthandel geplagten südfranzösischen Marseille haben Mieter einer Wohnblocksiedlung erfolgreich den Kampf gegen Drogendealer aufgenommen.

Unter anderem Frauen und Mütter stellten sich den jugendlichen Kriminellen in den Weg. Diese versuchten seit Anfang des Jahres mit rabiaten Mitteln, in dem Wohnblock einen Drogenverkauf einzurichten. Das berichtete die Zeitung «Le Parisien».

Als die Dealer ein Sofa in die Eingangshalle geschleppt hätten, um sich dort zu installieren, hätten die Bewohner sich zum Widerstand entschieden, sagte Fatima, die Organisatorin der Proteste.

Bewohner stehen Wache

«Wir haben uns untereinander abgesprochen und beschlossen, den ganzen Tag abwechselnd vor dem Gebäude zu stehen, damit sie sich nicht einrichten können», sagte Fatima dem «Parisien». «Wir haben ihren Platz eingenommen und ihnen gesagt: Das ist unser Gebäude! Ich selbst blieb von zwölf Uhr mittags bis drei Uhr morgens, wir standen immer wieder für Schichten auf.» Die jungen Dealer seien zunächst nicht zurückgekommen, weil die Polizei auch sehr präsent war.

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Zwischen 400 und 600 Menschen seien an der Rauferei in Poitiers, in Frankreich, beteiligt gewesen. (Symbolbild) - Keystone

«Die Jugendlichen wurden immer aggressiver, deshalb haben sich die Leute zu einer Bürgerwehr zusammengeschlossen», sagte René, ein 77-jähriger Anwohner. «Es waren die Frauen, die an vorderster Front standen und alle mobilisiert haben.»

Und eine Reinigungsfrau ergänzte: «Es sind Familienmütter, sie hatten keine Lust, Drogen vor ihrer Haustür zu haben und Drogendealer, die sie nach Ihren Papieren fragen, um nach Hause gehen zu können.» Denn an die Zufahrten zu etlichen Wohnblocks richten die Dealer Strassensperren ein, an denen sie kontrollieren, wer zu den Gebäuden kommt.

Besuch von Frauenorganisationen

Beeindruckt vom Protest besuchten Frauenorganisationen aus anderen drogengeplagten Quartieren im Norden von Marseille den organisierten Widerstand, um sich über erfolgreiche Methoden auszutauschen. Wie die Präfektin der Region Bouches-du-Rhône, Frédérique Camilleri, erklärte, unterstützt die Polizei die Anwohner mit verstärkten Streifen vor Ort.

Drogenbanden dominieren in Frankreichs zweitgrösster Stadt ganze Wohnviertel, regelmässig gibt es tödliche Abrechnungen. Mit einem geballten Polizeivorgehen versuchen die Behörden aber seit kurzem, den Handel effektiver zu bekämpfen. Bei einer grossen Aktion im Sommer machte die Bereitschaftspolizei zunächst den Weg frei für die reguläre Polizei, damit diese in die Siedlungen vorrücken konnte.

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