Anklage gegen Verantwortlichen von Containervermittler P&R erhoben
Im Skandal um die Pleite des Containervermittlers P&R ist wegen mutmasslichen Betrugs zulasten zahlreicher Privatanleger Anklage gegen den langjährigen Hauptverantwortlichen der Gruppe erhoben worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Pleite des Unternehmens betrifft zahlreiche Privatanleger.
Wie die Staatsanwaltschaft München I am Donnerstag mitteilte, wird dem Beschuldigten gewerbsmässiger Betrug in 414 Fällen vorgeworfen, davon in 88 Fällen unter Verursachung eines «Schadens grossen Ausmasses». Daneben legt die Staatsanwaltschaft ihm Steuerhinterziehung in zwölf Fällen zur Last.
P&R, ein Anbieter für Direktinvestitionen in Seecontainer, war über Jahrzehnte einer der grössten Akteure auf dem sogenannten grauen Kapitalmarkt. Mit dem Begriff werden kaum regulierte Bereiche der Kapitalmärkte bezeichnet.
P&R bot Privatanlegern neue und gebrauchte Frachtcontainer an, die diese kaufen und dann für eine gewisse Anlagezeit an P&R vermieten konnten. Zudem wurde ihnen in Aussicht gestellt, dass P&R die Container am Ende der Vertragslaufzeit wieder zurückkaufen würde. Im März 2018 stellte die Firma beim Amtsgericht München Insolvenzantrag.
Den Ermittlern zufolge wurden ab dem Jahr 2007 mehr Container an Anleger verkauft, als tatsächlich vorhanden waren. In der Folge wurden die Gelder von Neuanlegern zur Auszahlung vermeintlicher Renditen an Bestandsanleger verwendet. Beim Zusammenbruch im Frühjahr 2018 war die Fehlbestandsquote so auf mehr als 60 Prozent gestiegen.
Der nun angeklagte Heinz R. war nach Angaben der Staatsanwaltschaft von der Gründung 1975 bis 2007 sowie dann wieder seit Juli 2016 «massgeblich Verantwortlicher» bei P&R. Er soll sich der Lage bewusst gewesen sein. Trotzdem habe P&R ab Februar 2017 noch mit 268 Anlegern insgesamt 414 Verträge über rund 27.000 gebrauchte Container abgeschlossen. Den 268 Anlegern sei dadurch ein Schaden in Höhe von mindestens 17,99 Millionen Euro entstanden.
Über die Eröffnung des Hauptverfahrens muss nun das Landgericht München I entscheiden. Insgesamt sind von der P&R-Pleite nach Angaben der Staatsanwaltschaft rund 54.000 Anleger betroffen.