Am Brennerpass Erkundungsstollen im Basistunnel durchbrochen
Österreich und Italien feiern den Durchstich des Erkundungsstollens im Brenner-Basistunnel, der zum längsten Bahntunnel der Welt werden könnte.

Österreich und Italien haben am Donnerstag den Durchstich des Erkundungsstollens im Brenner-Basistunnel gefeiert. Der Bahntunnel zwischen den zwei Ländern soll je nach Zufahrtsstrecke zum längsten Bahntunnel der Welt werden. Bis zu seiner Eröffnung im Jahr 2032 bleibt der Gotthard-Basistunnel noch die längste unterirdische Bahnverbindung.
Für den Durchstich am Brenner reisten Österreichs Kanzler Christian Stocker sowie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf den Grenzpass, unter dem die Bahnverbindung entsteht. Das Bauwerk gilt als wichtiges europäisches Verkehrsprojekt auf der Nord-Süd-Achse.
Der Tunnel zwischen Innsbruck (Österreich) und Franzenfeste (Italien) verläuft auf einer Länge von 55 Kilometern, wie der Webseite zum Brenner-Basistunnel zu entnehmen war. Auf der österreichischen Seite soll aber die eine Zufahrt über einen anderen Tunnel erfolgen, womit mit 64 Kilometern die längste unterirdische Bahnverbindung entstehen werde.
Brennender Wettlauf um das grösste Tunnelerbe
Derzeit gehört dieser Titel dem Gotthard-Basistunnel zwischen Erstfeld im Kanton Uri und Airolo im Tessin. Der 57 Kilometer lange Tunnel zwischen der Deutsch- und der Südschweiz wurde 2016 in Betrieb genommen.
Der Durchstich der zwei Hauptröhren des Brenner-Basistunnels ist nächstes Jahr vorgesehen. Meloni bezeichnete den Durchschlag des Stollens als «wichtigen Schritt», wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete.
Die geplante Eröffnung des Bahntunnels im Jahr 2032 werde den «Flaschenhals» auf der Strassenroute über den Brenner entlasten, sagte sie.
Brenner-Route: Ein Nadelöhr wird entlastet
Die Brenner-Route ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch die Alpen. Die Strassenverbindung ist seit langem überlastet. Das österreichische Bundesland Tirol lässt deshalb seit einigen Jahren an bestimmten Tagen Lastwagen nur dosiert durchfahren.
Italien hat deshalb Klage gegen Österreich am Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingereicht. «Der Tunnel alleine wird die Transitprobleme nicht lösen», sagte Stocker und forderte «nachbarschaftliche Lösungen» für Strasse und Schiene.
Ausbau in Bayern bleibt ungewiss
Für die volle Nutzung der Brenner-Route wäre der Ausbau der Zulaufstrecke in Bayern nötig. Doch auf deutscher Seite existiert noch keine verbindliche Planung für die Zulauftrasse im Inntal. Gegen eine zusätzliche Trasse gibt es Widerstand von Lokalpolitikern und Bürgerinitiativen.
Ungemach könnte jedoch auch von anderer Seite kommen: Das deutsche Verkehrsministerium hat diese Woche deutlich gemacht, dass für Neu- und Ausbauprojekte bei der Bahn in den kommenden Jahren zu wenig Geld zur Verfügung steht.