Afrikanische Schweinepest bedroht Existenz der Landwirte
Die Afrikanische Schweinepest wurde vor sechs Monaten zum ersten Mal in Brandenburg (D) entdeckt. Wie hat sich das Leben der Landwirte seither verändert?

Das Wichtigste in Kürze
- Vor sechs Monaten wurde die Afrikanische Schweinepest in Deutschland festgestellt.
- Seither wurden Katastrophenpläne aktiviert.
- Ziel der aller Beteiligten ist es, die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.
Vor einem halben Jahr ist aus der Befürchtung Gewissheit geworden: Bei einem Wildschweinkadaver in Brandenburg wurde die Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt - amtlich bestätigt am 10. September.
Sembten, ein Ortsteil von Schenkendöbern im Süden Brandenburgs, wurde auf einen Schlag bundesweit bekannt. Katastrophenpläne wurden aktiviert. Deutschland verlor den Status, «seuchenfrei» zu sein.
Ein Ziel eint seitdem Behörden, Landwirte und Jäger: Eine Ausbreitung der Krankheit muss gestoppt werden. Für Menschen ist sie ungefährlich, für Hausschweine endet sie aber meist tödlich und gegen sie gibt es keine Impfung. Seit langem grassiert die Afrikanische Schweinepest in Polen.
Afrikanische Schweinepest in deutschen Hausschweinbeständen wäre verheerend
Das Eindringen der ASP in Hausschweinbestände in Deutschland wäre verheerend. Bislang ist es gelungen, die Seuche aus den Ställen zu halten. Die Landwirte spüren die Gefahr jeden Tag – trotz vieler Schutzmassnahmen.

Was ihnen grosse Sorgen bereite, sei der lange Zeitraum, auf den sie sich noch einstellen müssten, sagt Hendrik Wendorff, Präsident des Landesbauernverbandes in Brandenburg. «Wir wissen ja, dass frühestens zwölf Monate nach den letzten infizierten Wildschweinen Massnahmen gelockert werden können». Die Geduldsprobe verlängere sich mit jeden neuen ASP-Fall.
«Die Lage ist nach wie vor angespannt. Immer wieder werden an der deutsch-polnischen Grenze tote Wildschweine gefunden», sagt Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes. Der Zaunbau sei wegen der teilweise schwierigen Bedingungen – unwegsames Gelände, Munitionsreste im Boden – immer noch nicht überall abgeschlossen.
Bisher nur empfindliche wirtschaftliche Folgen
Für die Landwirte hat der Ausbruch der Schweinepest empfindliche wirtschaftliche Folgen. Aber nach dem Nachweis des ersten Falls haben viele wichtige Exportmärkte ihre Tore für Schweinefleisch aus Deutschland geschlossen.
Das Bundesagrarministerium verhandelt schon länger mit Handelspartnern in Drittstaaten, um dorthin aus ASP-freien Gebieten Schweinefleisch zu liefern, unter anderem auch mit China. Singapur habe bereits einer Regionalisierung zugestimmt. Brasilien, Argentinien, Südafrika und Südkorea hätten Ausnahmen zugesagt, so das Ministerium.

Die Experten mahnen, nicht nur auf Zäune zu setzen, sondern auch auf die Jagd auf Wildschweine entlang der polnischen Grenze. Dauerhaft müssten die Tiere auf die Afrikanische Schweinepest entnommen werden, so der Deutsche Bauernverband. «Das ist eine Aufgabe nicht nur für wenige Wochen, sondern für die kommenden Jahre, jedenfalls mindestens solange, bis die ASP auf beiden Seiten der Grenze getilgt worden ist.» Sonst könne die Seuche nicht aufgehalten werden und dringe weiter nach Westeuropa vor.
Schlachtpreis steigt wieder
Wendorff sagt, man müsse europaweit denken. Aus Polen komme ein sehr hoher «Seuchendruck», der müsse gestoppt werden. Hier sei der Bund stärker gefragt. Polen sei möglicherweise mit der Bekämpfung der Schweinepest in der Region überfordert, meint er und sagt: «Die örtlichen Akteure stossen mit der Seuchenbekämpfung an ihre Grenzen.»
Immerhin spüren die Landwirte inzwischen leichten wirtschaftlichen Aufwind. «Insgesamt entwickelt sich der Markt wieder sehr positiv», sagte ISN-Marktexperte Klaus Kessing.
Die Landwirte traten im Herbst auf die Bremse: Es wurden spürbar weniger Ferkel eingestallt. Die Folge: Die Preise steigen wieder. Letzte Woche lag der Schlachtpreis bei 1,40 Euro. Mit einem weiteren Preisanstieg ist laut Kessing zu rechnen.