Die afghanische Regierung hat als Reaktion auf die von den Taliban ausgerufene Waffenruhe hunderte weitere Kämpfer der radikalislamischen Miliz freilassen.
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Aus dem Gefängnis entlassene Taliban-Kämpfer. - Afghanistan's (NCS) National Security Council/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Rufe nach Verlängerung der Waffenruhe werden lauter.

900 Gefangene wurden nach Armeeangaben am Dienstag auf freien Fuss gesetzt. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Dschawid Faisal, äusserte die Hoffnung auf eine Verlängerung der dreitägigen Waffenruhe, die bislang nach Behördenangaben weitgehend eingehalten wurde. Von den Taliban kamen gemischte Signale.

Die dreitägige Kampfpause hatte am Sonntag nach einer Ankündigung der Taliban begonnen, anlässlich der Feiern zum Ende des Fastenmonats Ramadan auf Angriffe zu verzichten. Die Regierung reagierte darauf mit der Ankündigung, bis zu 2000 gefangene Aufständische freizulassen. Präsident Aschraf Ghani sprach von einer «Geste des guten Willens» und erklärte sich zu sofortigen Friedensgesprächen bereit.

Am Montag waren bereits hundert Taliban-Kämpfer freigelassen worden. Am Dienstag kamen nun 900 weitere Gefangene frei, unter ihnen zahlreiche Insassen des Gefängnisses Bagram nahe Kabul. Unter den Freigelassenen war der 27-Jährige Abdul Wasi aus der Provinz Kandahar. Er hoffe auf einen langfristigen Waffenstillstand und begrüsse den angekündigten Abzug der US-Armee, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. «Wenn die ausländischen Truppen abziehen, werden wir nicht kämpfen.»

Die entlassenen Häftlinge mussten eine Erklärung unterzeichnen, wonach sie nicht mehr zu den Waffen greifen. Der Taliban-Anhänger Kari Mohammadullah kündigte nach seiner Freilassung aber die Fortsetzung des Kampfes an, sollten die ausländischen Armeeeinheiten nicht sofort das Land verlassen: «Wir werden unseren Dschihad fortsetzen, bis alle ausländischen Truppen abgezogen wurden.»

Die afghanische Regierung rief die Taliban zur Verlängerung der Waffenruhe über Dienstag hinaus auf. Sollten die Islamisten dazu bereit seien, werde auch die afghanische Armee die Feuerpause weiter einhalten, sagte Sicherheitsrats-Sprecher Faisal. Er hoffe auf eine Freilassung der von den Taliban festgehaltenen Regierungssoldaten, damit die Friedensgespräche beginnen können. «Die Zukunft hängt vom nächsten Schritt der Taliban ab.»

Ein ranghohes Mitglied der Taliban sagte zu AFP, in den kommenden Tagen würden 200 afghanische Sicherheitskräfte freikommen. Ein anderer Taliban-Vertreter erklärte, die Aufständischen seien bereit, die Waffenruhe um sieben Tage zu verlängern. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bestätigte dies aber nicht.

Die Waffenruhe ist die zweite dieser Art in dem 19 Jahre andauernden Konflikt und die erste, die von den Taliban initiiert wurde. Die USA und die Taliban hatten sich Ende Februar auf einen Teilabzug der US-Truppen verständigt. Das Abkommen sieht zudem vor, dass bis zu 5000 gefangene Taliban-Kämpfer und bis zu tausend verschleppte afghanische Soldaten freikommen. Danach sollen innerafghanische Friedensverhandlungen beginnen.

Kabul hatte vor der Waffenruhe bereits rund tausend inhaftierte Taliban-Kämpfer auf freien Fuss gesetzt, während die Islamisten etwa 300 afghanische Sicherheitskräfte frei liessen.

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