Mit dem Mate 50 Pro verdeutlicht Huawei ein weiteres Mal, wie gute Handy-Hardware auszusehen hat. Und dennoch wird es womöglich der letzte Nagel im Natel-Sarg.
Huawei Mate 50 Pro
Das Huawei Mate 50 Pro hätte eigentlich wirklich viel Potenzial. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Monaten ist das Huawei Mate 50 Pro global verfügbar – ausser in der Schweiz.
  • Wie so oft liefert das Unternehmen ein hardwaretechnisches Meisterwerk eines Smartphones.
  • Die Mischung aus mangelhafter Software und hohem Preis gibt Huawei aber den letzten Rest.
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Bereits vergangenen Herbst wurde das Huawei Mate 50 Pro im chinesischen Markt – und kurz darauf auch in Europa lanciert. In der Schweiz wird das Gerät jedoch bis heute nicht wirklich vertrieben. Dennoch habe ich dem Natel eine Chance gegeben und es auf Herz und Nieren geprüft. Der Befund: Lange kann es so nicht mehr weiter gehen.

Der Ersteindruck kann überzeugen

Das aktuelle Huawei-Prunkstück ist zwar nicht ganz günstig, wirklich unberechtigt ist dies jedoch auch nicht. Bereits beim Auspacken fällt auf, dass es sich um ein hochwertiges Smartphone handelt. Huawei verfolgt hier definitiv den Ansatz «If it ain't broke, don't fix it».

Huawei Mate 50 Pro
Optisch verspricht das Huawei Mate 50 Pro viel Luxus. - Nau.ch

Das Gerät schaut fraglos hübsch aus, vor allem in der silbernen Farbvariante. Rein vom Handgefühl beweist sich das Gerät klar als Luxus-Smartphone.

Dieser Eindruck zieht sich auch auf der Vorderseite weiter, sobald das Handy eingeschaltet wird. Das Display misst stolze 6,74 Zoll und liefert eine QHD+-Auflösung mit einer Bildwiederholrate von 120 Hertz.

An der Hardware kann es nicht liegen

Auch anderweitig kann das Huawei Mate 50 Pro mit den verbauten Komponenten punkten. Angetrieben wird das Ganze von einem Snapdragon 8+ Gen 1 – welcher jedoch nicht 5G-fähig ist. Dazu gibt es 256 Gigabyte Speicher, sowie 8 GB Arbeitsspeicher, was für den Alltag alle Male reicht. Ein ruckelfreies Erlebnis ist praktisch garantiert.

Huawei Mate 50 Pro
Das Display ist hübsch, auch wenn sich mir nicht ganz erschliesst, warum Huawei noch auf eine Notch setzt. - Nau.ch

Ein grosses Lob gilt auch dem Akku, welcher mit seinen 4700 Milliamperestunden ein besonders grosses Durchhaltevermögen an den Tag legt. Regelmässig brachte ich die Ladeanzeige an einem Tag nicht unter 50 Prozent – selbst bei intensiver Nutzung. Zudem ist er dank mitgeliefertem 66-Watt-Netzteil in einer Stunde wieder vollgeladen.

Huawei Mate 50 Pro
Ganz generell lässt sich die Bildqualität beim Mate 50 Pro nicht abstreiten.
Huawei Mate 50 Pro
Selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen hält die Hauptkamera stand.
Huawei Mate 50 Pro
Am helllichten Tag liefert die Kamera vor allem detailreiche Aufnahmen.
Huawei Mate 50 Pro
Besonders der 3,5-fache optische Zoom besticht mit scharfen Bildern.
Huawei Mate 50 Pro
Spielereien wie Makro- Panorama-, oder eben Monochrom-Modus dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Das unverkennbare Highlight stellen beim Mate 50 Pro jedoch einige der Kameras dar. Vor allem starke Arbeit macht hier die Hauptkamera mit 50 Megapixeln.

Diese kommt sogar mit einer physischen Blende, welche von f/4.0 bis f/1.4 verstellt werden kann.

Huawei Mate 50 Pro
Die verstellbare Blende bietet sich vor allem, um einen natürlichen Bokeh zu erzeugen. - Nau.ch

Zudem gibt es noch eine Telefotokamera, welche mit einer 3,5-fachen optischen Vergrösserung kommt und bis zu 100-fachem Zoom erlaubt. Wirklich gut sind die Bilder jedoch nur bis zum 10-fachen Zoom, dann gehts steil bergab. Praktisch ist das aber definitiv.

Huawei Mate 50 Pro
Den Start macht das Ultraweitwinkel, welches leider nicht die beste Qualität liefert.
Huawei Mate 50 Pro
Die Hauptkamera, quasi der Star der Show.
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Bei 3,5 gibt es noch einiges an Detail.
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Ab dem 10-fachen Zoom bleibt das Sujet noch erkennbar, wenn auch nicht ganz so hübsch.
Huawei Mate 50 Pro
Mit der 30-fachen Verstärkung ist das Zoomobjektiv mehr ein mittel zum Zweck.
Huawei Mate 50 Pro
Der 100-fache Zoom bietet sich noch maximal als modernes Fernrohr.

Zu guter Letzt kommt noch ein Ultraweitwinkel mit 13 MP daher, welches auch als Makroobjektiv dient. Hier ist die Fotoqualität zwar stimmig, die Farbwiedergabe jedoch etwas ungenau.

Was macht Huawei ohne Google?

Doch kommt der leider gewohnte Haken bei Huawei-Handys: Die Google-Dienste fehlen und zudem kommt nicht einmal HarmonyOS zum Einsatz. Der Hersteller setzt wieder auf EMUI 13, welches wiederum auf Android 12 basiert, jedoch ohne jenes läuft.

Huawei Mate 50 Pro
Reines Emui 13 reicht definitiv nicht zum Alltagsgebrauch aus. - Nau.ch

Das Unternehmen hat sich zwar spannende Features überlegt, etwa grössenverstellbare Ordner, ganz zu Ende gedacht ist das alles jedoch nicht. Die Oberfläche hakt an vielen Stellen, die Bedienung ist oft nicht schlüssig. Während der Verwendung wird klar, dass Huawei alleine schlicht nicht die Kapazitäten hat, die Entwicklung eines vollwertigen Betriebssystems zu stemmen.

Huawei Mate 50 Pro
Nicht funktionierende Apps, wohin man auch sieht. - Nau.ch

Hinzu kommen unzählige, teils essenzielle Apps, welche nur halb oder halt gar nicht funktionieren. Die meisten Apps sind nicht in der Lage Push-Benachrichtigungen zu senden, die Nutzererfahrung ist schlicht ungenügend.

Dieselben Mängel habe ich schon in der Vergangenheit bei Huawei-Mittelklasse-Phones aufgezeigt. Diese konnten sich jedoch wenigstens durch einen kompetitiven Preis rechtfertigen. Bei einem 1200-Franken-Gerät wie dem Mate 50 Pro hat eine solch halbgare Software jedoch keinerlei Entschuldigung.

Das Huawei Mate 50 Pro – Flaggschiff geht anders

Es ist zu schade: Wieder einmal liefert Huawei ein auf dem Papier wirklich starkes Handy. Gerade die Kameras und der Akku spielen hier in der absoluten Meisterklasse. Aber auch beim Mate 50 Pro gibt es wegen der Software mehr Minus- als Pluspunkte.

Huawei Mate 50 Pro
Es ist nahezu eine Tragödie, das Huawei Mate 50 Pro. - Nau.ch

Gepaart mit schwachem Marketing und einem hierzulande scheinbar nicht-existenten Vertrieb fährt sich das Unternehmen regelrecht gegen die Wand. Und für diese Benutzererfahrung noch über 1000 Franken zu verlangen, ist geradezu anmassend. Fährt Huawei weiter mit dieser Strategie, sehe ich für die Zukunft des Herstellers schwarz.

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