Nancy Pelosi: So schweres Geschütz fährt China auf

Die Sprecherin des US-Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi, besucht seit Dienstagabend den Inselstaat Taiwan. China ist deswegen verärgert: Das Aussenministerium in Peking spricht von einem «sehr gefährlichen Spiel mit dem Feuer» und droht mit militärischen Massnahmen.

Kurz vor der Ankunft Pelosis überflogen chinesische Kampfflieger den Meeresweg der Taiwanstrasse. Die Regierung in Taipeh berichtet von 21 chinesischen Kampfjets in ihrem Luftraum. Peking kündete zudem massive militärische Übungen rund im Taiwan an. In sechs Meeresgebieten rund um die Insel – teils in taiwanesischen Gewässern – soll mit scharfer Munition trainiert werden.

Wie die «New York Times» berichtet, sind Manöver rund bloss 16 Kilometer vor der Küste Taiwans möglich. Dadurch könnten die Übungen für die Bewohner der Insel hör- und sichtbar sein. Durch die Manöver könnte der kommerzielle Schiffsverkehr und einige taiwanesische Häfen zwischenzeitlich blockiert sein.

China verlegte für die Übung unzählige Kriegsschiffe und anderes Kriegsgerät in die Nähe Taiwans, vor allem in die Stadt Xiamen. Videos auf Twitter, WeChat und Telegram zeigen den massiven Aufmarsch der Truppen, bis zu 300'000 Soldaten werden erwartet.

Auf den Videos sind unzählige Panzer zu sehen, die auf Zügen angeliefert werden oder auf den Autobahnen fahren. Einige Strassen sind nicht mehr passierbar, die Panzer haben dort parkiert. Selbst am Strand fahren die Panzer zwischen Badenden hindurch.

Laut Peking dient die Operation «als strenge Abschreckung gegen die starke Zunahme negativer US-Schritte in der Taiwan-Frage». Es sei eine ernste Warnung an die Kräfte, die eine Unabhängigkeit des Inselstaates anstrebten.

China sieht Taiwan als Teil der Volksrepublik an. Offizielle Besuche anderer Länder werden strikt abgelehnt. Nancy Pelosi, eine bekennende Feindin von Pekings Ein-China-Politik, ist die dritthöchste US-Amerikanerin. Zum ersten Mal seit 25 Jahren empfängt Taiwan so ranghohen Besuch aus den USA.

Die USA rechnen damit, dass die Reaktionen Chinas nicht mit der Abreise von Nancy Pelosi enden werden. John Kirby, Sprecher des Sicherheitsrates, geht von weiteren Manövern oder wirtschaftliche Massnahmen aus. Die bisherige Reaktion Chinas entspreche aber den Erwartungen der USA.