Peking erlebt einen neuen Ausbruch des Coronavirus. Das Virus wurde bei einem Lachshändler entdeckt – doch stammt das Virus wirklich vom Fisch?
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Lachs nach dem Fang in einem Bottich. ist europäischer Zuchtlachs für den Corona-Ausbruch in Peking verantwortlich? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende ist das Coronavirus in Peking erneut ausgebrochen.
  • Chinesische Offizielle machen europäische Lachszuchten für den Ausbruch verantwortlich.
  • Europäische Quellen dementieren die Möglichkeit, dass Zuchtlachs den Ausbruch verursacht.

In China droht eine zweite Welle des Coronavirus. In Peking wurden über das Wochenende 79 neue Corona-Fälle registriert. Zuvor gab es 56 Tage lang keinen einzigen Fall in der Hauptstadt. Wie die regierungsnahe Zeitung «Global Times» berichtet, wird der Ausbruch auf den grössten Fischmarkt der Metropole zurückgeführt.

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Ein Grossmarkt in Peking vor dem Ausbruch des Coronavirus: Die hygienischen Vorschriften sind lockerer als im Westen. - Keystone

Gefunden wurde das Coronavirus auf dem Schneidebrett eines Lachshändlers auf dem Xinfadi-Grossmarkt. Seitdem werden die Märkte rigoros kontrolliert. Zahlreiche Supermärkte und Restaurants haben Lachs aus dem Sortiment genommen: Die Bestände werden nun auf Kontaminationen mit dem Virus untersucht.

Ist der Lachs mehr als ein Sündenbock?

Klar ist: Der Lachs kommt nicht als Träger des Virus infrage. Fische sind nur sehr entfernt mit den Säugetieren verwandt. Das Coronavirus kann zwischen verschiedenen Säugetier-Arten übertragen werden, ein tierischer Ursprung des Virus gilt als wahrscheinlich.

Doch der Lachs ist nicht der Ursprung: Ein kürzlich auf «bioRxiv» veröffentlichtes Wissenschafts-Paper bestätigt, dass das Coronavirus nur Säugetiere befallen kann. Chinesische Wissenschaftler vermuten jedoch, dass das Lachsfleisch kontaminiert gewesen sein könnte.

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Ein Foto aus einer Schweizer Lachszucht. Chinesische Quellen machen Lachs aus Europa für den Coronavirus-Ausbruch verantwortlich. - Keystone

Laut «Global Times» werden in China jährlich rund 100'000 Tonnen Lachs konsumiert: 85 Prozent davon stammen aus dem Ausland, unter anderem aus norwegischen Lachszuchten. Das Virus könnte per Kontakt einer infizierten Person auf das Fleisch übertragen worden sein. Luftdicht verpackt und tiefgefroren könnte das Virus die lange Reise auf den Fischmarkt überlebt haben.

Woher stammt das Coronavirus in Peking?

Chinesische Forscher wollen herausgefunden haben, dass der neue Ausbruch auf einen europäischen Stamm des Coronavirus zurückzuführen ist. Mittlerweile ist das Coronavirus mutiert, und verschiedene Stämme mit dem gleichen Krankheitsbild können genetisch unterschieden werden

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Szenen von einem Grossmarkt in Südchina: Ein Stand für den Verkauf von Schildkröten. (Archivbild)
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Ein Mann sortiert Königskrabben, die aus Russland importiert werden. (Archiv)
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Ein mann zerlegt ein gekauftes Krokodil vor Ort auf der Strasse. (Archivbild)

Doch all dies gibt uns keinen Aufschluss über den Ursprung: Das Virus könnte auf verschiedensten Wegen auf dem Schneidebrett gelandet sein. Möglich wäre, dass das Virus von einem anderen Fleisch stammt, welches auf dem Schneidebrett landete. Auch eine infizierte Person, die sich in der Nähe aufhielt, könnte der Ursprung sein.

Ablenkungsmanöver der chinesischen Regierung

Die norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit schliesst Lachs als Quelle des Ausbruchs in Peking aus. «Nach dem aktuellen Kenntnisstand zu Coronaviren wird eine Infektion über Nahrungsmittel oder Wasser als unwahrscheinlich angesehen», so die Behörde: Der Verzehr von norwegischem Fisch sei unbedenklich.

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Fleisch in einem chinesischen Supermarkt im Offenverkauf. Die hygienischen Umstände im Lebensmittelhandel werden von ausländischen Quellen immer wieder kritisiert. - Keystone

Es fällt auf, dass offizielle chinesische Quellen immer wieder ausländische Einflüsse für das Virus verantwortlich machen. Gleichzeitig sticht heraus, dass immer wieder die chinesischen Grossmärkte Ausgangspunkte von Epidemien sind: Der erste Ausbruch von Sars-CoV-2 wurde auf den Lebensmittel-Grossmarkt in Wuhan zurückgeführt.

In der SARS-Epidemie vor achtzehn Jahren gehörten Wildfleisch-Köche aus der Provinz Guangdong zu den ersten Infizierten.

Schnell gibt es Erklärungen für einen ausländischen Ursprung – doch der chinesische Staatsapparat verhindert die Einsicht in Untersuchungen und Berichte. Gleichzeitig werden die hygienischen Umstände der Grossmärkte wie auch der Handel und Verzehr von exotischen Wildtieren immer wieder kritisiert. Auch die aktuelle Vermutung, norwegischer Lachs sei die Quelle des Ausbruchs, ist daher mit äusserster Vorsicht zu geniessen.

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