36 Jahre Tian'anmen-Massaker: US-Aussage verärgert China
Peking hat scharf auf die Äusserungen der USA zum 36. Jahrestag des blutigen Massakers am Platz des Himmlischen Friedens reagiert.

China hat eine Erklärung der USA zum 36. Jahrestag des blutigen Massakers am Platz des Himmlischen Friedens (Tian'anmen) in Peking scharf kritisiert. Die falschen Äusserungen «verfälschten böswillig historische Tatsachen» und griffen «absichtlich das politische System und den Entwicklungsweg Chinas an», sagte Aussenamtssprecher Lin Jian.
US-Aussenminister Marco Rubio hatte mitgeteilt, die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) habe die Proteste damals brutal niederschlagen lassen und versuche aktiv, Fakten zu zensieren. «Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung sind menschliche Prinzipien, die die KPCh nicht auslöschen kann», schrieb er zudem auf der Online-Plattform X.
Mit dem Tod von Reform-Hoffnungsträger und KP-Generalsekretär Hu Yaobang Mitte April 1989 erhob sich in Peking eine Bewegung für mehr Mitsprache und gegen Korruption. Die Regierung bekam die mehrwöchigen Proteste nicht in den Griff und schickte das Militär, um diese zu zerschlagen.
Aktivisten fordern freies Gedenken
Am frühen Morgen des 4. Juni 1989 kamen in den Strassen um den Tian'anmen-Platz Hunderte Menschen etwa durch Schüsse ums Leben. Die genau Opferzahl ist bis heute nicht bekannt. Aktivisten forderten zum Jahrestag freies Gedenken, Aufklärung und Entschädigung für die Hinterbliebenen.
Dieses nationale Trauma sei absichtlich vertuscht worden, teilten die «Mütter des Tian'anmen» mit. Offiziell gedacht wird der Opfer in China nicht. Ein Video der deutschen Botschaft auf Chinas Online-Plattform Weibo, das eine brennende Kerze zeigte, wurde nach rund zwei Stunden von der Zensur entfernt.
In der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong, wo jahrzehntelang am 4. Juni mit Kerzen an die Opfer erinnert wurde, ist das öffentliche Gedenken ebenfalls nahezu vollständig verschwunden.
Hongkongs Erinnerungskultur im Wandel
Stattdessen fand dort zum dritten Mal in Folge ein von der Regierung unterstützter «Heimatmarktrummel» statt. Organisiert von patriotischen Vereinigungen, wurden Verkaufsstände und eine Bühne auf den Sportplätzen des Victoria Parks aufgebaut – genau dort, wo früher stets eine grosse Mahnwache stattfand.
In Taiwan, wo es noch öffentliche Gedenkveranstaltungen gibt, erklärte Präsident Lai Ching-te: «Autoritäre Regime löschen die Geschichte aus». Taiwan sei entschlossen, gemeinsam mit gleichgesinnten Partnern Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen.