«Schon sehr lustig» – Indoor-Camping im Hochsommer
Wer ans Campen denkt, hat meist die wilde Natur vor Augen. Doch es geht auch anders, wie ein Basecamp im deutschen Bonn zeigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Im deutschen Bonn befindet sich ein Indoor-Basecamp.
- Gäste können dort campieren wie auf echten Zeltplätzen – ohne nass zu werden.
- Die Idee zieht begeisterte Reisende aus aller Welt an.
Als er vor seinem Wohnwagen sitzt, zeigt sich Simon Wombwell in T-Shirt, Shorts und mit bester Laune: «Typisch Engländer!», ruft er und reckt dazu die Flasche Bier in seiner Hand. Seine Partnerin Anne Taylor lacht.
Das aus der Nähe von Bristol stammende Paar geniesst seine Camping-Ferien in Deutschland. Vom blauen Himmel sieht man allerdings nichts – und auch der Rasen ist künstlich.
Indoor-Camping nennt man den Trend, dem Simon und Anne folgen. Nass wird man hierbei höchstens unter der Dusche.
Wie draussen – nur ohne Wettereinfluss
Für Thomas Lenz, den Sprecher des Bonner Basecamps, ist es «Trocken-Camping». 13 Retro-Wohnwagen, zwei ausrangierte Schlafwagen der Deutschen Bahn, vier massige US-Airstream-Reiseanhänger und eine alte Schweizer Berggondel stehen in der Halle.
Zwischen den Wohnwagen fühlt es sich fast so an wie auf einem echten Campingplatz: Die Leute sitzen draussen an kleinen Klapptischen, essen und trinken und unterhalten sich. Eine Frau ist mit Handtuch und Kulturbeutel unterwegs zu den Wasch- und Toilettenräumen.
Und an einer Ecke sind zwei Camper miteinander ins Plaudern gekommen. Das alles, während draussen die Sonne scheint – tagsüber war es 30 Grad heiss.
«Echte Camper sind flexibel»
Paul Starrach aus Giessen hat den Aufenthalt zu seinem 70. Geburtstag von seiner Lebensgefährtin Renate Rothenbächer (60) geschenkt bekommen. Er ist passionierter Camper – und begeistert von der Indoor-Version. «Ich habe so etwas noch nie gesehen», zitiert «dpa» ihn.
Aber ist das wirklich mit echtem Campen unter freiem Himmel vergleichbar? Paul Starrach zuckt mit den Schultern:
«Echte Camper sind flexibel. Ich kann's jedem empfehlen.»
Retro-Camping mit Nostalgie-Gefühl
Das Basecamp sei eigentlich in erster Linie für jüngere Leute als preiswerte und originelle Übernachtungsmöglichkeit attraktiv, sagt Thomas Lenz. «Aber wir haben auch viele ältere Herrschaften hier.» Dabei handle es sich um Menschen, die früher häufig gecampt hätten.
Jetzt seien sie jedoch in einem Alter, «in dem sie es nicht mehr machen können oder wollen». Mit der Indoor-Lösung könnten sie dieses Camping-Erlebnis noch einmal aufleben lassen. Das Alter der Wohnwagen (teilweise 70 Jahre) verstärke das Nostalgie-Gefühl dann noch.
Roxane Boucq und Apolline Bauer dagegen sind zwei junge Französinnen aus Lyon und Strassburg. Roxane geht öfters campen, aber immer im Zelt, nicht im Wohnwagen. Apolline hat noch fast keine Camping-Erfahrung.
Romantik ohne Entbehrungen
Sie hat sich vor allem davon anlocken lassen, dass auf den Fotos im Internet alles «so lustig» aussah. Das hat sich für sie in der Realität nun mehr als bestätigt.
Thomas Lenz erklärt, die Gäste wünschen sich ein Camping-Erlebnis – «aber sie wollen dabei nicht nass werden». Camping-Romantik ohne die damit verbundenen Entbehrungen sozusagen.
Wobei Verena aus Hannover sogar findet, dass das Camping-Erlebnis hier sehr authentisch ist: «Ich habe schon ein bisschen geschluckt, weil die Toiletten ja Gemeinschaftstoiletten sind. Aber ach, kann man überleben.»
«Wirklich sehr lustig»
Simon Wombwell und Anne Taylor haben echtes Campen in der freien Natur früher ausprobiert. Das endete jedoch in einem ziemlichen Fiasko. Hier im Basecamp gefällt es ihnen dagegen sehr gut.
«Wir sind hierhergekommen, weil wir mal was anderes sehen wollten», erklärt Simon. Irgendwas, was wir zu Hause nicht haben. Und das hier ist schon wirklich sehr lustig.»