Viele Tote in Gaza – Israel erlaubt weitere Hilfstransporte

Keystone-SDA
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Palestina,

Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe im Gazastreifen massive Angriffe. Bodentruppen sind nun auch im Einsatz. Täglich werden Dutzende Tote gemeldet.

Gazastreifen
Bei der israelischen Offensive im Gazastreifen sind laut palästinensischer Nachrichtenagentur Wafa seit der Nacht mindestens 60 Menschen getötet worden. (Archivbild) - Keystone

Im Zuge der neuen Grossoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen gehen die Kämpfe unvermindert weiter. Nach palästinensischen Angaben sind seit der Nacht mindestens 60 Menschen in dem umkämpften Küstengebiet bei Angriffen Israels getötet worden. Dies meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.

Unterdessen erlaubt Israel nach fast drei Monaten Blockade den Vereinten Nationen zufolge, dass 100 weitere Lastwagen mit Hilfsgütern in den abgeriegelten Küstenstreifen fahren dürfen. Israels Militär habe in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens Angriffe geflogen, teilte Wafa mit.

Mehr als 100 Ziele im Gazastreifen angegriffen

Zwölf Menschen sind dem Bericht zufolge in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens getötet worden. Weitere Tote habe es in Chan Junis im Süden des Küstengebiets, in Nuseirat sowie in der Nähe der Stadt Gaza gegeben, meldete Wafa unter Berufung auf medizinische Kreise im Gazastreifen. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israels Armee erklärte, im Laufe des vergangenen Tages mehr als 100 Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen zu haben. Das Militär sprach von «Terrorzielen».

Darunter seien Waffenlager sowie von Terroristen genutzte Militäreinrichtungen gewesen. Auch unterirdische Infrastruktur sowie Beobachtungseinrichtungen seien angegriffen worden, hiess es. Auch diese Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Dutzende Tote täglich seit neuer Offensive

Seit Tagen fliegt die israelische Luftwaffe im Zuge der neuen Grossoffensive massive Angriffe auf Ziele im Gazastreifen. Inzwischen sind dort auch Bodentruppen im Einsatz. In den vergangenen Tagen waren aus dem Küstengebiet bereits täglich Dutzende Tote gemeldet worden.

Das erklärte Ziel der israelischen Regierung ist es, die islamistische Terrororganisation Hamas vollends zu zerschlagen sowie die von Extremisten noch immer festgehaltenen Geiseln zu befreien. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte zudem öffentlich Pläne, dass seine Regierung die Einnahme des gesamten Gazastreifens verfolgt.

Spanischer Aussenminister fordert Sanktionen gegen Israel

Im Zuge der Offensive mit dem Namen «Gideon's Chariots» nimmt die internationale Kritik an dem Vorgehen Israels weiter zu. Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Grossbritannien und Kanada etwa hatten Israels Vorgehen im Gazastreifen als «völlig unverhältnismässige» Eskalation kritisiert und mit «gezielten Sanktionen» gedroht.

Spaniens Aussenminister José Manuel Albares äusserte sich am Rande des EU-Ministertreffens in Brüssel ebenfalls deutlich: «Die Zeit der Worte ist vorbei.» Es sei an der Zeit, Sanktionen gegen Israel zu verhängen, sagte er. Albares betonte, das humanitäre Völkerrecht werde im Gazastreifen «Tag für Tag auf eklatante Weise verletzt».

Erstmals nach Monaten wieder Hilfsgüter im Gazastreifen

Insbesondere die fast dreimonatige Blockade von Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen durch Israel löste massive Kritik aus. Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr dorthin gelassen.

Am Montag hatte Israel allerdings erstmals wieder Lastwagen mit Hilfsgütern in das Küstengebiet gelassen. Fünf Lastwagen mit Hilfsgütern überquerten den Grenzübergang Kerem Schalom. Offenbar erklärte sich Israel für diesen Schritt auf Druck seiner engsten Verbündeten bereit. Dies sei zur Sicherung der internationalen Unterstützung wichtig, sagte Netanjahu zuvor.

UN und Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot

Nach Angaben der UN hat Israel nun die Zusage gegeben, dass 100 weitere Hilfstransporte in den Gazastreifen fahren dürfen. Man hoffe, dass sie noch heute oder am Mittwoch abgefertigt werden, sagte der Sprecher des UN-Nothilfebüros OCHA in Genf, Jens Laerke.

An Bord sei unter anderem Babynahrung. «Dort gibt es Babys, die dies zum Überleben brauchen», sagte Laerke. «Wenn sie diese Nahrung nicht bekommen, sind sie in Lebensgefahr.»

Die UN und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot in dem abgeriegelten Küstenstreifen; die Appelle an Israel wurden zuletzt immer vehementer. Während der Feuerpause Anfang des Jahres waren jeden Tag bis zu 600 Lastwagen mit Hilfsgütern über die Grenze in den Gazastreifen gefahren. Israel wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

Gespräche über Kriegsende kommen nicht voran

Indes geraten die Gespräche zur Beendigung des Gaza-Kriegs in der katarischen Hauptstadt Doha nach Angaben des Vermittlerstaats Katar weiter ins Stocken. Bereits seit Monaten geht es zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas bei den indirekten Verhandlungen nicht voran. Auch die jüngsten Gespräche nach dem Start der Offensive waren nicht erfolgreich.

«Die Gesprächsrunden der vergangenen Wochen haben uns leider nirgendwohin geführt», sagte der katarische Aussenminister Mohammed bin Abdulrahman al-Thani bei einem Wirtschaftsforum in Doha. Es gebe eine «grundlegende Lücke» zwischen den beiden Konfliktparteien.

Der israelische TV-Sender Kan berichtete unterdessen, Netanjahu erwäge, die israelische Delegation aus Doha noch am heutigen Dienstag abzuziehen. Sollte es keine Fortschritte bei den Verhandlungen geben, würde er das Team zurückschicken. Offizielle Angaben von Netanjahus Büro gab es zu dem Bericht zunächst nicht.

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