Ein äusserst spezieller Schönheitswettbewerb wurde in Israel vergeben. Eine 93-jährige Holocaust-Überlebende wird «Miss Holocaust Survivor».
Die 93-jährige Holocaust-Überlebende Tova Ringer (M) wird auf dem Schönheitswettbewerb "Miss Holocaust Survivor" zur Siegerin gekürt
Die 93-jährige Holocaust-Überlebende Tova Ringer (M) wird auf dem Schönheitswettbewerb "Miss Holocaust Survivor" zur Siegerin gekürt - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die 93-jährige Tova Ringer überlebte Auschwitz.
  • Die polnische Holocaust-Überlebende wurde zur «Miss Holocaust Survivor» ausgezeichnet.

Die 93-jährige Tova Ringer ist in Israel zu Siegerin des Schönheitswettbewerbs «Miss Holocaust Survivor» gekürt worden. Die aus Polen stammende Frau sei in der israelischen Hafenstadt Haifa gekrönt worden, bestätigte eine Sprecherin der Organisation Yad Ezer Lachaver heute Montag. Ringer habe ihre Eltern und andere Angehörige im Konzentrationslager Auschwitz verloren. Sie selbst sei bis Kriegsende in einem Arbeitslager gewesen.

Die Siegerin der ungewöhnlichen Miss-Wahl hat zwei Söhne, fünf Enkel und elf Urenkel. Sie spielt gerne Rommé und Bridge, macht Gymnastik und geht jeden Tag mindestens zwei Kilometer zu Fuss. Ringer wünscht sich mehr Respekt für Überlebende wie sie selbst. «Viele Menschen verstehen nicht, wie furchtbar die Dinge waren, die während des Holocaust passiert sind», sagt sie. «Es gibt Leute, die glauben, Holocaust-Überlebende seien nicht ganz normal und dass sie übertreiben, was ihnen damals widerfahren ist.»

Persönlichkeit wichtiger als Aussehen

«Es ist kein herkömmlicher Wettbewerb», erklärte Sprecherin Tami Sinar zu der Veranstaltung am Sonntagabend. Es sei vielmehr ein «Würdigungsabend für weibliche Holocaust-Überlebende». Neun weibliche Jurymitglieder hätten sich schon vorher mit jeder der zwölf Kandidatinnen im Alter von 85 bis 95 Jahren getroffen. «Bei der Wahl geht es vor allem um die Persönlichkeit, nicht das Aussehen.» Der Wettbewerb findet seit 2012 jedes Jahr statt.

Viele fühlten sich durch ihre schrecklichen Erlebnisse während des Holocaust stigmatisiert, «als ob sie einen Makel tragen», sagte Sinar. Einige hätten Zurückweisung und Unverständnis erlebt. «Deshalb wollen wir ihnen das Gefühl geben, dass sie schön, wunderbar und anerkannt sind.»

Mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs wohnen in Israel nach Angaben des zuständigen Finanzministeriums noch rund 220'000 Holocaust-Überlebende.

Ad
Ad