Der Vizechef der militant-islamistischen Taliban hat seine Kämpfer angewiesen, keine Privathäuser in der afghanischen Hauptstadt Kabul zu betreten.
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Taliban-Vize Mullah Abdul Ghani Baradar (Mitte). - POOL/AFP/Archiv

Unter keinen Umständen sollte irgendjemand in die Häuser von Menschen gehen oder ihre Fahrzeuge mitnehmen, hiess es in einer vom lokalen TV-Sender ToloNews veröffentlichten Audionachricht, die dem Taliban-Vizechef Mullah Jakub zugeschrieben wurde. Sollte dies ein Beamter oder eine Einzelperson tun, sei das ein «Verrat am System» und man ziehe sie zur Rechenschaft.

Hintergrund der Botschaft ist offensichtlich, dass sich seit der faktischen Machtübernahme der Taliban in Kabul Berichte mehrten, dass Taliban-Kämpfer sich Zutritt zu Wohnhäusern verschafften und Autos mitnahmen. Gleichzeitig sagten mehrere Bewohner Kabuls auch, dass einfache Kriminelle die Ankunft der Taliban ausnutzten und wohl vorgaben, Taliban zu sein.

Regierungsmitarbeiter in Furcht

Bereits am Dienstag hatte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid auf Twitter erklärt, dass niemand die Häuser von ehemaligen Regierungsbeamten betreten und sie bedrohen dürfte oder ihre Autos mitnehmen könne. Vor allem Menschen, die für die Regierung oder Ausländer gearbeitet haben, haben grosse Sorgen, die Taliban könnten zu ihnen nach Hause kommen und sich an ihnen rächen oder ihr Vermögen plündern.

Die Taliban hatten in den vergangenen Wochen in einem Siegeszug das ganze Land übernommen. Das Tempo kam offensichtlich auch für sie überraschend. Sie besetzen nur langsam Behörden. Die Taliban erinnerten in den vergangenen Tagen mehrmals an eine von der Taliban-Führung bereits früher ausgesprochene Amnestie und riefen die Menschen, auch Frauen, dazu auf, zu ihren Arbeitsstellen zurückzukehren.

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