Syrien: Dutzende Familien verlassen berüchtigtes Lager al-Hol
Dutzende Familien fliehen aus dem berüchtigten Lager al-Hol in Syrien. Dort sind vor allem IS-Angehörige untergebracht.

Dutzende Familien haben das berüchtigte Lager al-Hol im Nordosten Syriens verlassen, wo vor allem Angehörige von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) untergebracht sind. Etwa 130 Syrer seien in ihre Heimatorte in den Provinzen Aleppo, Idlib und Rakka zurückgekehrt, wie die Leitung des Lagers und kurdische Quellen bestätigten.
«Dies sind ärztliche Fälle, die im Norden und Osten Syriens nicht behandelt werden können», sagte Dschihan Hanan, Direktorin des Lagers.
Es handle sich um Syrer mit chronischen Krankheiten und deren Angehörige. Im Lager al-Hol sind etwa 28'000 Flüchtlinge und Angehörige von IS-Kämpfern untergebracht, vor allem Syrer und Iraker, aber auch ein Dutzend Deutsche. Die meisten Bewohner sind Frauen und Kinder.
Rückführung nach Vereinbarung
Die Regierung in Damaskus hatte sich im Mai mit den kurdischen Milizen, die das Lager kontrollieren, auf die Rückführung der Familien von IS-Angehörigen geeinigt. Hanan sprach von einem «humanitären Transfer», der mit dem UN-Flüchtlingswerk UNHCR und dem US-Aussenministerium koordiniert sei. Die USA bekämpften mithilfe der Kurdenmilizen in Syrien und dem Irak den IS, der dort einst grosse Gebiete beherrschte.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, die Familien würden auf mögliche extremistische Aktivitäten überprüft. Erst dann würden sie das Lager verlassen und an ihre Heimatorte überstellt.
Die Zustände in dem Lager nahe der syrisch-irakischen Grenze sind Berichten zufolge katastrophal, es fehlt an Essen, Wasser, ärztlicher Versorgung und Zugang zu sanitären Anlagen. Hilfsorganisationen zufolge gleicht das Lager einem Gefängnis, in dem viele Kinder und Frauen ständiger Gewalt und der Ideologie des IS ausgesetzt seien.