In Südafrika hat sich die Zahl der Toten durch die schweren Unruhen auf 212 erhöht. Präsident Ramaphosa wirft den Verantwortlichen versuchten «Aufstand» vor.
In Südafrika liess die Regierung das Militär aufmarschieren, um gewaltsame Proteste unter Kontrolle zu bekommen. Foto: Themba Hadebe/AP/dpa/Archivbild
In Südafrika liess die Regierung das Militär aufmarschieren, um gewaltsame Proteste unter Kontrolle zu bekommen. Foto: Themba Hadebe/AP/dpa/Archivbild - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Südafrika ist die Zahl der Toten bei Unruhen auf mehr als 200 gestiegen.
  • Präsident Cyril Ramaphosa sprach von «geplanten» Ausschreitungen.
  • Die Regierung werde alles daran setzen, sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Allmählich beruhige sich die Lage in den betroffenen Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal aber wieder, erklärte die Regierung am Freitag. Präsident Cyril Ramaphosa sprach von «geplanten» Ausschreitungen. Die Verantwortlichen hätten einen «Aufstand» provozieren wollen, sagte er in einer Fernsehansprache. Die Regierung werde alles daran setzen, sie zur Rechenschaft zu ziehen.

Die meisten Todesopfer gab es nach Angaben der Regierung in der südöstlichen Provinz KwaZulu-Natal, wo die Ausschreitungen in der vergangenen Woche ihren Ausgang genommen hatten. KwaZulu-Natal ist die Heimatprovinz von Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma, der vergangene Woche eine 15-monatige Haftstrafe wegen Missachtung der Justiz angetreten war.

Während viele Südafrikaner die Inhaftierung des Ex-Staatschefs als Erfolg für die Rechtsstaatlichkeit des Landes feierten, gingen Unterstützer Zumas aus Protest auf die Strasse. Die Proteste schlugen vielerorts in Gewalt um. Vor allem in der Provinz Gauteng mit der Metropole Johannesburg und in KwaZulu-Natal gab es Plünderungen. Nach Angaben der Regierung starben viele der Todesopfer bei Massenpaniken im Zusammenhang mit den Plünderungen, einige erlitten aber auch Schusswunden.

Behörden waren «nicht ausreichend» vorbereitet

Präsident Ramaphosa räumte am Freitagabend ein, dass die Behörden «nicht ausreichend» auf die Ausschreitungen vorbereitet gewesen seien. Zugleich unterstrich er: «Wir werden diejenigen finden, die zu dieser Gewalt angestiftet haben.»

Zuvor hatte Ramaphosas Kabinettsmitglied Khumbudzo Ntshavheni von «fortgeschrittenen» Ermittlungen im Zusammenhang mit den Verantwortlichen für die Unruhen gesprochen. Ein wegen Anstiftung zu den Unruhen Verdächtiger sei festgenommen worden, elf weitere würden überwacht, sagte sie. Allmählich kehre das Land wieder «zur Normalität» zurück, sagte Ntshavheni weiter.

Insgesamt wurden im Zusammenhang mit der Gewalt und den Plünderungen der vergangenen Tage mehr als 2500 Menschen festgenommen. Zur Eindämmung der Gewalt hatte die Regierung am Mittwoch die Mobilisierung von rund 25.000 Soldaten angekündigt - zehnmal mehr als ursprünglich vorgesehen.

Armeekommandeur: «Gewalt werden wir mit Gewalt begegnen.»

Am Freitag landete im Johannesburger Vorort ein Militärhubschrauber mit dem Armeekommandeur Rudzani Maphwanya an Bord. «Wir werden sicherstellen, dass niemand die Autorität des Staates herausfordern wird», sagte er. «Gewalt werden wir mit Gewalt begegnen.»

Infolge der Gewalt und Plünderungen wurden auch Lieferketten und Transportverbindungen unterbrochen, was im schwer von der Corona-Pandemie betroffenen Südafrika Furcht vor Engpässen bei Lebensmitteln und Medikamenten auslöste. In der Stadt Durban bildeten sich am Freitag lange Schlangen vor Supermärkten. Bewohner der Stadt berichteten von stark gestiegenen Brotpreisen.

Chaos nach Plünderungen in Katlehong
Chaos nach Plünderungen in Katlehong - AFP

Agrarministerin Thoko Didiza rief die Bewohner anderer Provinzen auf, «Panikeinkäufe» zu unterlassen. «Wir haben genügend Lebensmittelvorräte in diesem Land», betonte sie. «Das unmittelbare Problem in den Lieferketten für KwaZulu-Natal wird mit Dringlichkeit behandelt.»

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