Menschenrechtler verurteilen mutmassliche Folter der Tatverdächtigen des Terroranschlags in Moskau.
Ein Tatverdächtiger des Terroranschlags auf die Konzerthalle Crocus City Hall wird von Polizisten und FSB-Beamten im Basmanny-Bezirksgericht eskortiert. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP
Ein Tatverdächtiger des Terroranschlags auf die Konzerthalle Crocus City Hall wird von Polizisten und FSB-Beamten im Basmanny-Bezirksgericht eskortiert. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP - sda - Keystone/AP/Alexander Zemlianichenko

Nach dem Terroranschlag bei Moskau mit mehr als 130 Toten haben Menschenrechtler die mutmassliche Folter der Tatverdächtigen durch russische Sicherheitskräfte verurteilt. «Die Antwort auf Barbarei darf nicht Barbarei sein», teilte die russische Vereinigung «Komanda protiw pytok» (deutsch: Team gegen Folter) am Montag mit.

Gewalt und Schikane wirkten sich zudem äusserst negativ auf die Ermittlungen aus, betonten die Aktivisten: «Wir haben immer gesagt und werden immer sagen, dass der Wert von Beweisen, die Sicherheitskräfte durch Folter erreichen, kritisch niedrig ist. Anstelle der Wahrheit sagt ein Mensch meist das, was diese Folter stoppen oder zumindest unterbrechen kann.» Erzwungene Geständnisse könnten die Ermittlungen in eine ganz falsche Richtung führen.

Verstörende Videos im Netz

Gegen die vier mutmasslichen Haupttäter, die am vergangenen Freitag in der Konzerthalle Crocus City Hall um sich geschossen haben sollen, wurde in Moskau Haftbefehl erlassen. Als sie in den Gerichtssaal gebracht wurden, fielen Verletzungen wie Schwellungen und Blutergüsse auf. Einer der Männer konnte nicht mehr selbst laufen und verlor laut Berichten zwischenzeitlich immer wieder das Bewusstsein.

In sozialen Netzwerken kursierten schon zuvor Videos, die zeigen sollen, wie die mutmasslichen Attentäter gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde.

Die Auswirkungen der Folter auf die Gesellschaft

Das Quälen von Häftlingen erhöhe auch die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, führten die russischen Menschenrechtler von «Komanda protiw pytok» aus. In Russland, wo Repressionen insbesondere seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren stetig zunehmen, wird der Organisation zufolge immer wieder gefoltert – meist jedoch hinter verschlossenen Türen. «Dieses Mal wurden wir nicht nur Zeugen eines monströsen Terroranschlags, sondern auch öffentlicher Folter. Das ist eine Methode, um Menschen durch Angst zu lähmen und die gesamte Gesellschaft zu indirekten Gewaltopfern zu machen.»

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