Der russische Präsident feuert seinen Strafvollzugschef. Dieser sei für Folter und Misshandlungen von Gefangenen verantwortlich. Neuer Chef wird Arkadi Gostew.
Vladimir Putin feuert den Strafvollzugschef Alexander Kalaschnikow.
Vladimir Putin. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der russische Strafvollzugschef soll für Folter in einem Krankenhaus verantwortlich sein.
  • Deshalb hat Putin Alexander Kalaschnikow entlassen.

Aufregung im Kreml: Videos zeigen Folter, Vergewaltigungen und Misshandlungen von Gefangenen hat Russlands Präsident Wladimir Putin den Chef des nationalen Strafvollzugs entlassen.

Der bisherige Direktor Alexander Kalaschnikow sei von seinem Posten entbunden worden, teilte der Kreml am Donnerstag in Moskau mit. Zum Nachfolger wurde Arkadi Gostew ernannt.

Überraschender Schritt

Die Foltervideos aus einem Gefängniskrankenhaus in der Stadt Saratow und anderen Regionen hatten breites Entsetzen und Ermittlungen ausgelöst. Zugleich beklagten Menschenrechtler, dass die Staatsführung auch nach diesen bisher beispiellosen Beweisen über Misshandlungen von Gefangenen tatenlos bleibe. Der Schritt Putins kam überraschend – und gilt als weitere Bestätigung für die Echtheit der Aufnahmen.

Arkadi Gostew
Gefolterter Mann (Symbolbild). - Keystone

Zu sehen sind Szenen schwerer Misshandlungen von Männern, auch Vergewaltigungen mit Gegenständen. Kalaschnikow entliess zwar den Leiter des Gefängniskrankenhauses in Saratow sowie weitere Bedienstete wegen Folterung von Gefangenen. Zudem wurden mehrere Strafverfahren eingeleitet. Forderungen nach einer Erneuerung des Systems prallten aber an den Mauern der Behörde ab.

Ins Ausland geflohen

Die Filmaufnahmen hatte der Gründer der Menschenrechtsinitiative Gulagu.net, Wladimir Ossetschkin, veröffentlicht. Der frühere Gefangene Sergej Saweljew hatte sie in Saratow aus dem Gefängnis geschmuggelt. Beide sind nach Frankreich geflohen und berichten von einem «systematischen Charakter von Folter» in Russland.

Ossetschkin hatte Putin in einem offenen Brief zum Handeln aufgefordert. Er äusserte die Vermutung, dass die Videos im Auftrag des Inlandsgeheimdienstes FSB und des Strafvollzugs angefertigt wurden. Dies, um Gefangene erpressbar zu machen. Teils gebe es auch Feinde der Inhaftierten, die gegen viel Geld die Folter bestellten und sich dafür Videobeweise liefern liessen.

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