Die Situation in Hongkong spitzt sich immer mehr zu. Bei erneuten Protesten gegen die Regierung haben Schlägertrupps Demonstranten angegriffen.
Am Sonntag haben Schlägerbanden während der Proteste in Hongkong auf Demonstrierende eingeprügelt. - Nau
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das siebte Wochenende in Folge haben Menschen in Hongkong gegen die Regierung protestiert.
  • Der pro-chinesische Kurs der Regierung spaltet die Bevölkerung.
  • Die Lage spitzt sich zu: Es ist zu Zusammenstössen und Verletzten gekommen.

Erneut sind am Sonntag Zehntausende in Hongkong auf die Strasse gegangen. Das siebte Wochenende in Folge haben Demonstranten gegen die Regierung demonstriert. Die Proteste richteten sich gegen Regierungschefin Carrie Lam und das auf Eis gelegte Auslieferungsgesetz.

Das Gesetz würde es den Behörden Hongkongs erlauben, von China beschuldigte Personen an die Volksrepublik auszuliefern. Die Regierungsgegner fordern unter anderem demokratische Reformen, ein allgemeines Stimmrecht sowie Lams Rücktritt. Aber auch eine unabhängige Untersuchungskommission, welche die Polizeigewalt bei Zusammenstössen am Rande früherer Demonstrationen beleuchten soll.

Demonstrationen in Hongkong
Zahlreiche Demonstranten nehmen an einem Protestmarsch vom Victoria Park zu dem Berufungsgericht der Stadt Hongkong teil, um eine unabhängige Untersuchung der jüngsten Polizeitaktiken zu fordern. - dpa

Erstmals richtete sich der Protest aber auch direkt gegen Pekings Vertretung in Hongkong. Nach dem Protestmarsch zogen Hunderte Menschen zum Verbindungsbüro der chinesischen Führung. Einige bewarfen das Gebäude mit Eiern und schwarzer Farbe. Auch das Emblem der Volksrepublik wurde beschmutzt.

Angriffe auf Demonstranten bei Bahnstation und in Zügen

Bei der Bahnstation Yuen Long und in Zügen ist es zu Übergriffen an den regierungskritischen Demonstranten gekommen. Videos auf sozialen Medien zeigen, wie Männer in weissen T-Shirts am Sonntagabend mit Gegenständen auf diese einschlagen.

Die Aufnahmen zeigen, dass die Schläger mit Stöcken und Eisenstangen bewaffnet waren. Die Angreifer haben 45 Menschen verletzt, sechs davon schwer. Einer schwebt in Lebensgefahr.

Wer die Schlägertrupps aussendete oder wie sie sich organisierten, ist derzeit unklar. Wie «Spiegel» berichtet, verliessen sie den Ort in Autos mit Kennzeichen der Volksrepublik China. Die Bahnstation liegt in der Nähe der gemeinsamen Grenze.

Keine politische Lösung in Hongkong in Sicht

Die Demonstranten zeigen sich über das Verhalten der Sicherheitskräfte bestürzt. Diese seien trotz dramatischer Hilferufe erst nach über einer Stunde vor Ort eingetroffen. Zudem wurde keiner der Schläger festgenommen. Die Polizei verurteilte die Übergriffe jedoch in einer Stellungnahme.

Damit spitzt sich die Situation in Hongkong weiter stark zu. Die Regierungen in Hongkong und Peking bezeichnen die Demonstranten als «Randalierer». Regierungschefin Lam weigert sich bislang, den Forderungen der Demonstranten nachzukommen. Auch aus Peking kamen keinerlei Anzeichen für ein Einlenken.

Eine politische Lösung scheint damit weiterhin nicht in Sicht. Die Peking-treue Regierung geniesst besonders bei älteren Einwohnern der Finanzmetropole nach wie vor breite Unterstützung.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

HongkongRegierungGesetzProtestSpiegel