Opfer bei Gaza-Hilfszentren – Israel bestätigt Ermittlungen
Das israelische Militär untersucht Berichte über Beschüsse von palästinensischen Zivilisten in der Nähe von Hilfszentren im Gazastreifen.

Das israelische Militär ermittelt nach eigenen Angaben wegen mehrerer Vorfälle, bei denen palästinensische Zivilisten Opfer von israelischem Beschuss in der Nähe von Hilfszentren im Gazastreifen geworden sind. Die Armee bestätigte entsprechende Medienberichte auf Anfrage.
Die «Times of Israel» hatte zuvor gemeldet, dass israelische Soldaten in der Vergangenheit scharf geschossen hätten, wenn sich Menschen ausserhalb der vorgesehenen Routen oder ausserhalb der Öffnungszeiten den Hilfszentren genähert und für die Soldaten eine Bedrohung dargestellt hätten. Dabei seien «wenige Menschen» getötet worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Israels Armee.
In drei Fällen hat das Militär demnach auch Artilleriefeuer auf Gebiete in der Nähe der Zentren abgegeben, um Palästinenser daran zu hindern, sich bestimmten Zonen ausserhalb der Verteilungsstellen zu nähern. Dabei habe es 30 bis 40 Opfer gegeben, darunter «mehrere Tote». Die Armee sprach laut der «Times of Israel» von einem «ungenauen Artilleriebeschuss», der nicht als direkter Angriff auf Zivilisten an den Verteilstellen gedacht gewesen sei.
Israels Armee bestätigte die Einzelheiten des Berichts auf Anfrage nicht. Nach Berichten über Opfer bei den Verteilzentren habe es gründliche Untersuchungen gegeben, hiess es lediglich. Einsatzkräfte hätten aufgrund der dabei gewonnen Erkenntnisse Anweisungen bekommen. Details nannte die israelische Armee nicht.
Einstellung des Beschusses und Ermittlungen
Die «Times of Israel» meldete, Israels Militär habe nach den tödlichen Vorfällen den Beschuss in der Nähe der Verteilzentren für humanitäre Hilfe eingestellt.
Vor Kurzem hatte auch die israelische Zeitung «Haaretz» berichtet, dass Israels Militärstaatsanwaltschaft wegen israelischer Schüsse auf Palästinenser in der Nähe der Hilfszentren ermittle.
Palästinensischen Angaben zufolge sollen in der Gegend der Verteilstellen der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) seit deren Eröffnung Ende Mai rund 550 Palästinenser getötet worden sein. Die von Behörden im Gazastreifen veröffentlichten Zahlen zu Opfern bei den Zentren seien übertrieben, hiess es in dem Bericht der «Times of Israel» unter Berufung auf Israels Militär. Die Angaben beider Seiten lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
Die israelische Armee sagte weiterhin, sie habe die Hilfsverteilungszentren umzäunt, zusätzliche Zugangswege geöffnet und Schranken errichtet, um «Spannungen mit der Bevölkerung» zu reduzieren. Aus diesem Grund sei auch eine Verteilstelle in Rafah im Süden des Gebiets sei vorübergehend geschlossen worden.
In der Nähe soll demnach ein neues Zentrum entstehen. Die umstrittene Stiftung GHF hatte ihren Einsatz im vergangenen Monat nach einer fast dreimonatigen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen.