In Hongkong gab es am Sonntag erneut Proteste, die Polizei ging gewaltsam dagegen vor. Für Kritik sorgen neue Gesetze, die Peking mehr Einfluss geben sollen.
Hongkong
Sicherheitskräfte feuern Tränengas ab, während Hunderte von Demonstranten bei einem pro-demokratischen Protest gegen die nationale Sicherheitsgesetzgebung Pekings im Stadtzentrum marschieren. Foto: Vincent Yu/AP/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Hongkong ging die Polizei am Sonntag gegen Demonstranten vor.
  • Diese kritisierten neue Gesetze, die Chinas Einfluss vergrössern sollen.

Die Situation auf den Strassen von Hongkong spitzt sich wieder zu. Kritiker fürchten ein jähes Ende der von China zugesicherten Freiheiten. Sicherheitskräfte gehen mit Tränengas gegen Tausende Demonstranten vor.

Chinas Pläne zum Erlass eigener Sicherheitsgesetze für Hongkong haben in der chinesischen Sonderverwaltungsregion neue Proteste ausgelöst.

Polizei drohte mit Auflösung der Demonstrationen

Ein Grossaufgebot von Sicherheitskräften ging am Sonntag im Haupteinkaufsviertel von Causeway Bay mit Tränengas gegen Tausende Demonstranten vor. Es gab nach lokalen Medienberichten auch Festnahmen. Einige Demonstranten hielten Spruchbänder, auf denen unter anderem «Der Himmel wird die Kommunistische Partei Chinas zerstören» stand. Auch wurden Rufe nach Unabhängigkeit laut.

Die Polizei hatte im Vorfeld gewarnt, dass Demonstrationen als illegale Versammlungen aufgelöst würden. Wegen der Corona-Pandemie gelten in der dicht bevölkerten asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole auch Abstandsregeln. Diese erlauben Gruppen von höchstens acht Menschen. In Erwartung möglicher Proteste hatte die Polizei auch Wasserwerfer mobilisiert.

Hongkong
Die Proteste in Hongkong gehen weiter. - AFP/Archiv

Die neuen Demonstrationen entzündeten sich an den Plänen der chinesischen Führung. Sie will eigene Gesetze zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong erlassen. Der seit Freitag tagende chinesische Volkskongress soll zum Abschluss seiner Plenarsitzung am Donnerstag einen Beschluss verabschieden.

Dieser gibt dem Ständigen Ausschuss des Parlaments einen Auftrag zum Erlass eines solchen Gesetzes. Es soll dem Hongkong Grundgesetz angehängt werden. Damit würde der Volkskongress das Hongkonger Parlament umgehen.

Vorgehen von Peking sorgt für Kritik

Das Gesetz zielt auf Aktivitäten, die als subversiv betrachtet werden oder auf Unabhängigkeit zielen könnten. Es wendet sich auch gegen ausländische Einmischung. «Wenn nötig» sollen demnach auch chinesische Sicherheitsorgane in Hongkong stationiert und eingesetzt werden.

Carrie Lam Hongkong
Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam (M.). - AFP/Archiv

Das Vorhaben stiess in Hongkong und international auf heftige Kritik. Es wird als massiver Eingriff in die Autonomie der ehemaligen britischen Kronkolonie gewertet.

Seit der Rückgabe an China 1997 wird Hongkong als eigenes Territorium unter chinesischer Souveränität autonom regiert. Es gilt der Grundsatz «ein Land, zwei Systeme». Seit vergangenem Sommer erlebt die Metropole schon Woche für Woche Demonstrationen. Diese richten sich gegen die eigene Regierung, als brutal empfundene Einsätze der Polizei und den wachsenden Einfluss Pekings.

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