Im eskalierenden Konflikt mit Rebellen hat Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed die Bevölkerung auf den Kampf eingeschworen.
Demonstranten in Addis Abeba
Demonstranten in Addis Abeba - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zehntausende Regierungsanhänger bei Demo in Hauptstadt Addis Abeba.

Die Äthiopier müssten «Opfer» bringen, um das Land zu «retten», erklärte Abiy auf Twitter. Zehntausende Regierungsanhänger beteiligten sich am Sonntag an einem Marsch in der Hauptstadt Addis Abeba, um der Armee im Kampf gegen die Rebellen ihre Unterstützung zu demonstrieren. Die USA zogen derweil ihr nicht unbedingt benötigtes Botschaftspersonal aus Äthiopien ab.

Ein Zusammenschluss von neun Rebellengruppen hatte am Freitag zum Sturz der Regierung in Addis Abeba aufgerufen. Ein Vertreter der in der nordäthiopischen Region Tigray regierenden TPLF unterzeichnete in Washington das Bündnis. Neben der TPLF gehören der neuen Allianz die bereits mit der TPLF verbündete Oromo-Befreiungsfront (OLA) sowie sieben weniger bekannte Organisationen aus verschiedenen Regionen und Volksgruppen des Landes an.

Ministerpräsident Abiy reagierte darauf unnachgiebig: «Wir haben mehr Verbündete als die Leute, die uns den Rücken gekehrt haben», verkündete er. Der Pressedienst des Friedensnobelpreisträgers hob auf Twitter hervor: «Für uns Äthiopier ist es eine Ehre, für unsere Souveränität, Einheit und Identität zu sterben.»

Bei der Demonstration am Sonntag im Zentrum der Hauptstadt bezeichnete Bürgermeisterin Adanech Abebe Berichte über den Rebellenvormarsch auf Addis Abeba in einer Ansprache als «Fake News»: «Sie sagen, dass Addis Abeba umzingelt ist, aber es ist nur von seinen unglaublichen Bürgern umzingelt, von seinen wachsamen, heldenhaften Kindern», rief sie.

Ein TPLF-Sprecher wies unterdessen Befürchtungen zurück, bei einem Einrücken der Rebellen in die Hauptstadt drohe ein «Blutbad». Die Rebellen wollten lediglich Regierungschef Abiy stürzen und hätten kein Interesse daran, die Stadt zu erobern oder die Macht zu übernehmen, versicherte Sprecher Getachew Reda im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

Das US-Aussenministerium ordnete am Samstag die Ausreise sämtlicher nicht unbedingt benötigter Botschaftsmitarbeiter sowie von deren Familien an. Das Auswärtige Amt in Berlin rät von Reisen nach Äthiopien «dringend» ab und warnt vor Reisen in die Regionen Tigray, Amhara und Afar. Mehrere Länder, darunter Saudi-Arabien, Schweden, Dänemark und Norwegen, hatten ihre Staatsangehörigen bereits vor Tagen aufgefordert, Äthiopien zu verlassen.

Der Konflikt hatte vor einem Jahr mit einer Offensive der Regierungstruppen gegen die TPLF begonnen. Nach ersten militärischen Erfolgen für Abiy wendete sich das Blatt, bei einer Gegenoffensive rückten die Rebellen weit in Tigrays Nachbarregionen Afar und Amhara vor. Mittlerweile sind sie vom Norden her nach eigenen Angaben rund 300 Kilometer an Addis Abeba herangekommen.

Die Regierung dementiert bislang die militärischen Erfolge der Rebellen. Am Dienstag rief sie dennoch einen landesweiten Ausnahmezustand aus. Rufe der internationalen Gemeinschaft nach Verhandlungen und einem Waffenstillstand verhallten bislang.

Die TPLF hatte fast drei Jahrzehnte lang die politischen Strukturen und die Sicherheitskräfte in Äthiopien dominiert. 2018 wurde sie von der Macht verdrängt und zog sich in ihre Hochburg Tigray zurück.

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