Milliardenprojekt: Israel plant «humanitäre Stadt» für Palästinenser
Israel könnte laut Medienberichten Milliarden für ein geplantes Lager im Gazastreifen ausgeben.

Das geplante Lager für Palästinenser im Süden des Gazastreifens könnte Israel einem Medienbericht zufolge mehrere Milliarden US-Dollar kosten. Das berichtet die israelische Nachrichtenseite «ynet» unter Berufung auf hochrangige israelische Vertreter. Demnach könnte der Bau einer sogenannten «humanitären Stadt» in Rafah umgerechnet zwischen 2,6 Milliarden und 3,9 Milliarden Euro kosten.
Israel würde zunächst fast die gesamten Kosten tragen. Verteidigungsminister Israel Katz hatte zu Wochenbeginn gesagt: Israel wolle im südlichen Gazastreifen eine «humanitäre Stadt» für 600.000 durch den Krieg vertriebene Palästinenser errichten. Diese soll aufgebaut werden auf den Trümmern der Grenzstadt Rafah.
Kritiker sprechen von einem Internierungslager, mit dem langfristig eine Zwangsdeportation verbunden sein könnte. Israel spricht davon, Palästinensern eine «freiwillige Ausreise» zu ermöglichen.
Zweifel an Realisierbarkeit des Projekts
Noch ist offen, ob das Lager je gebaut wird. «ynet» zufolge gibt es selbst unter den an der Planung beteiligten Personen Zweifel daran, ob das Lager je errichtet wird. Nur sehr wenige glaubten daran, zitierte die Nachrichtenseite Kreise aus Israels Kabinett.
Laut israelischen Medien gibt es auch aus der Armee deutliche Kritik an dem Plan. Oppositionsführer Jair Lapid schrieb auf der Plattform X: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lasse seine rechtsextremen Koalitionspartner mit «extremen Wahnvorstellungen durchdrehen», um seine Koalition zu erhalten.
Netanjahu, gegen den seit Jahren ein Korruptionsprozess läuft, ist für sein politisches Überleben auf die Hardliner in seiner Koalition angewiesen. Diese fordern eine harte Linie im Gaza-Krieg und üben deshalb immer wieder Druck auf Israels Regierungschef aus.