Liberale Ciudadanos steht in Spanien vor dem Untergang

Die liberale Bürgerpartei Ciudadanos hatte mit den Sozialisten einen Misstrauensantrag gegen den Koalitionspartner Partido Popular gestellt. Damit nahm das derzeitige politische Beben in Spanien seinen Lauf. Dieses Beben droht nun ausgerechnet Ciudadanos zu schlucken, wie die «NZZ» schreibt.

Dem Misstrauensvotum waren Korruptionsfälle vorausgegangen. Doch weil drei Abgeordnete von Ciudadanos zur konservativen Partido Popular überliefen, scheiterte dieses Misstrauensvotum doch noch. Dadurch wurde nun der Koalitionspartner hintergangen, ohne damit eine Veränderung erzielt zu haben.

Trotzdem gelang es Parteichefin Inés Arrimadas, den geforderten Rücktritt vorerst abzuwenden. Dieser war bereits nach einem massiven Stimmenverlust bei den Regionalwahlen in Katalonien aufgekommen. Das gescheiterte Misstrauensvotum lässt Ciudadanos auch für die anstehende Wahl über das Regionsparlament in Madrid mit miesen Karten dastehen.

Noch vor fünf Jahren schien Ciudadanos, gerade erstmals ins spanische Parlament eingezogen, eine vielversprechende Zukunft bevorzustehen. In einem von Sozialisten und Konservativen dominierten Spanien, brachte eine liberale Partei frischen Wind.

Doch auf der Suche nach einem Koalitionspartner, entfernte sich Ciudadanos immer wieder aus der politischen Mitte. Als sich der damalige Parteivorsitzende auf einer Demonstration der rechtsextremen Vox zeigte, verlor die Partei ihre Glaubwürdigkeit endgültig.

Darauf folgte bereits bei den Parlamentswahlen 2019 ein erheblicher Absturz. Viele wichtige Mitglieder verliessen die Partei im letzten Jahr, weil von der ideologischen Grundidee nur noch wenig übrig geblieben war. Nach den jüngsten Ereignissen deutet alles auf die Fortsetzung des Niedergangs von Ciudadanos hin.