In Bangladesch ist der letzte Vertreter der armenischen Minderheit gestorben.
Michael Joseph Martin im Dezember 2008
Michael Joseph Martin im Dezember 2008 - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ende von 300-jähriger Geschichte armenischer Gemeinde in Dhaka.

Michael Joseph Martin sei bereits am 11. April im Alter von 89 Jahren gestorben, teilte der im Ausland lebende Leiter der armenischen Kirche in Bangladesch, Armen Arslanian, am Samstag mit. Mit dem Tod Martins endet die jahrhundertelange Geschichte der einst einflussreichen armenisch-christlichen Minderheit in Dhaka.

Martin wirkte über Jahrzehnte als Verwalter der 1781 gegründeten armenisch-apostolischen Kirche in Dhaka und des angegliederten Friedhofs. Damit habe Martin «entscheidend zum Erhalt der armenischen Kirche in Dhaka» beigetragen, erklärte Arslanian.

Seit dem 16. Jahrhundert liessen sich zahlreiche Armenier in Dhaka nieder. Im Laufe der Jahrhunderte kam die Gemeinde zu grossem Wohlstand. Viele ihrer Angehörigen waren als einflussreiche Händler, Anwälte oder in öffentlichen Ämtern tätig.

Auf den Spuren seiner Vorfahren zog der in Armenien als Mikel Housep Martirossian geborene Martin 1942 nach Dhaka. Nach dem Tod seiner Frau 2006 und der Auswanderung seiner Kinder war er der letzte verbliebene Armenier in Bangladeschs Hauptstadt.

Der Niedergang der armenischen Tradition in Dhaka setzte ein, als Grossbritannien sich 1947 aus seiner ehemaligen Kolonie Britisch-Indien, zu dem auch das heutige Bangladesch gehörte, zurückzog. Nach der Teilung Indiens wurde Dhaka zunächst Hauptstadt Ost-Pakistans, 1971 wurde es Hauptstadt des unabhängigen Bangladesch.

Zu Lebzeiten hatte Martin stets auf eine Wiederbelebung der armenischen Gemeinde in Dhaka gehofft. «Nach meinem Tod wird vielleicht eine meiner drei Töchter aus Kanada herkommen, um unsere Präsenz hier lebendig zu halten», sagte er 2009 in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

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