In Kamerun fanden trotz hoher Risiken Wahlen statt. Denn laut Hilfsorganisationen sei eine Wahl wegen der zahlreichen Konflikte im Land kaum möglich gewesen.
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Paul Biya (r), Präsident von Kamerun, steht neben seiner Frau Chantal Biya, während sie ihren Stimmzettel im Rahmen der Präsidentschaftswahlen in die Wahlurne wirft. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im vom Bürgerkrieg geschüttelten Kamerun wurden Parlamentswahlen durchgeführt.
  • Wegen der in vielen Teilen des Landes herrschenden Gewalt waren die Wahlen erschwert.

In Kamerun schwelt seit Jahren ein international kaum beachteter Konflikt mit zahlreichen Toten und Vertriebenen. In der ehemaligen deutschen Kolonie geht es um die Überwindung dieses Erbes der Vergangenheit. Jetzt wurde dort gewählt – trotz hoher Risiken.

Wahl in Kamerun sei kaum möglich

Am Sonntag waren 7,3 Millionen Wähler im westafrikanischen Kamerun aufgerufen, ein neues Parlament und neue Kommunalvertretungen zu bestimmen. Dies nach einer langen Phase politischer Instabilität. Angesichts der herrschenden Gewalt und Boykottaufrufen sei in Teilen des Landes eine Wahl kaum möglich. Hilfsorganisationen und Oppositionelle hatten im Vorfeld davor gewarnt.

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In Kamerun fanden Präsidentschaftswahlen statt. Im Bild Kandidat Joshua Osih. - keystone

Zwar gab es aus den englischsprachigen Regionen vereinzelt Berichte über Strassensperren von Separatisten. Doch sprach der zuständige Regionalgouverneur Okalia Bilai zunächst von weitgehend friedlich verlaufenen Wahlen.

Separatisten wollen Unabhängigkeit des englischsprachigen Nordwestens

Für die 180 Sitze in der Nationalversammlung bewarben sich rund 30 Parteien. Deren Neubesetzung war wegen der Unruhen im Land um 18 Monate verschoben worden. Bei dem Konflikt drängen separatistische Gruppierungen auf die Unabhängigkeit des englischsprachigen Nordwestens; sie riefen zum Wahlboykott auf. Die Regierung entsandte 700 Gendarmen in die Unruheregion.

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Ein Beamter in Kamerun zählt die Stimmen aus. - keystone

Der seit 1982 zunehmend autokratisch regierende Präsident Paul Biya (86) hatte im Vorjahr einen nationalen Dialog angekündigt. Eine Spaltung des Landes sei aber kategorisch ausgeschlossen.

Bürgerkrieg in anglophonen Provinzen

Nach Angaben der International Crisis Group wurden seit dem Beginn des Konfliktes gut 3000 Menschen getötet. 800'000 Kinder müssen wegen der angespannten Sicherheitslage der Schule fernbleiben. «In den anglophonen Provinzen herrscht Bürgerkrieg», sagte auch der Länderbeauftragte der Hilfsorganisation Misereor, Vincent Hendrickx.

Er betont: «Die betroffene Bevölkerung ist so gänzlich von der Wahl ausgeschlossen.» Im Land selbst gelten rund 600'000 Kameruner als Vertriebene; Zehntausende weitere werden im benachbarten Nigeria vermutet.

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Der Präsident von Kamerun Paul Biya mit seiner Frau Chantal Biya auf dem Weg zum Wahllokal. - keystone

«Es ist vollkommen unverständlich, dass unter diesen Voraussetzungen überhaupt Wahlen durchgeführt werden», rügte Hendrickx. Die Bevölkerung fürchte um ihre Sicherheit, die Demokratie in Kamerun sei massiv gefährdet. Der Chef der Oppositionspartei CRM (Cameroon Renaissance Movement), Maurice Kamto, hatte sich ebenfalls für einen Wahlboykott ausgesprochen. Eine echte Wahl in Kamerun sei angesichts des Umfelds kaum möglich, hatte er zuvor erklärt.

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