Bei Recherchen verschwanden ein Journalist und ein Indigenen-Experte im Regenwald von Brasilien. Das Rätsel um deren Verschwinden scheint nun gelöst zu sein.
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Illustration des britischen Journalisten Dom Phillips (l) und seines Begleiters Bruno Pereira. Die beiden wurden im Amazonas offenbar ermordet. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei vermisste Indigenen-Experten im Amazonas könnten ermordet worden sein.
  • Ein festgenommener Verdächtiger hat die Beteiligung am Mord eines Experten gestanden.

Während Recherchen in Brasilien verschwanden der britische Journalist Dom Phillips und der Indigenen-Experte Bruno Pereira. Einige Tage lang wurden sie vermisst. Nun verdichten sich die Indizien auf einen Mord. Im brasilianischen Amazonas wurden die mutmasslichen Leichen der beiden Männer gefunden.

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Der vermisste britische Journalist Dom Phillips. - Twitter

Einer der festgenommenen Verdächtigen gestand, am Mord an den beiden beteiligt gewesen zu sein. Dies teilte die Bundespolizei bei einer Pressekonferenz in der Amazonasmetropole Manaus von Brasilien am Mittwochabend mit. Das Motiv für das mutmassliche Verbrechen war zunächst noch unklar.

Der Verdächtige habe die Polizei zu «menschlichen Überresten» geführt, die jetzt untersucht werden. Der Fundort liegt drei Kilometer von jener Stelle entfernt, wo zuvor persönliche Gegenstände von Phillips und Pereira gefunden worden waren.

Journalist recherchierte über Gewalt gegen Indigene

Der 57-jährige Phillips schreibt als freier Journalist regelmässig für den britischen «Guardian». Zusammen mit Pereira hatte er im Javari-Tal nahe der Grenze zu Peru für ein Buch über Gewalt gegen Indigene recherchiert.

Waren Sie schon mal im Amazonas?

Zuletzt gesehen wurden die beiden Männer am vorletzten Sonntag. Gemäss einer regionalen Ureinwohner-Organisation sind die beiden nicht wie geplant an jenem 5. Juni mit dem Boot in der Stadt Atalaia do Norte angekommen.

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Das Javari-Tal befindet sich im Amazonas im Westen Brasiliens.
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Das indigene Gebiet liegt an der Grenze zu Peru.

Zuvor hatte Pereira bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein. Pereira hatte illegale Machenschaften im Vale do Javari im Amazonas für die Behörden aufgezeichnet.

Gut eine Woche nach dem Verschwinden der Männer wurden laut Medien dann persönliche Gegenstände gefunden.

Zwei Verdächtige festgenommen

Am Mittwoch wurde ein zweiter, 41-jähriger Verdächtiger festgenommen. Er ist Fischer und Bruder des bis dahin einzigen festgenommenen Verdächtigen. Dieser war bereits eine Woche zuvor in Gewahrsam genommen worden.

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Ein Bundespolizist eskortiert einen Verdächtigen in Richtung in dem Gebiet von Brasilien, in dem der indigene Experte Bruno Pereira und der freiberufliche britische Journalist Dom Phillips verschwanden. - sda - Keystone/AP/Edmar Barros

Zeugen hatten angegeben, den ersten Verdächtigen gesehen zu haben, wie er das Boot von Phillips und Pereira verfolgte. In seinem Boot wurden später Blutspuren gefunden. Nahe seinem Haus im Regenwald stiess man zudem auf persönliche Gegenstände der Vermissten. Der Verdächtige bestreitet jedoch eine Verwicklung in den Fall.

Konfliktreiches und gefährliches Grenzgebiet in Brasilien

Als freier Journalist lebte Phillips zuletzt in Salvador im Nordosten von Brasilien. Bereits 2018 war der Brite mit Pereira für eine Reportage für den «Guardian» in das Javari-Tal gereist.

Das Tal ist ein schwer zugängliches Gebiet im südwestlichen Bundesstaat Amazonas. Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Instituto Socioambiental leben dort rund 6300 Indigene. Sie stammen aus 26 verschiedenen Gruppen, von denen 19 ohne Kontakt zur Aussenwelt sind.

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Dom Phillips (m.) im Gespräch mit Indigenen. - AFP/Archiv

Mit einer Fläche von etwas mehr als Österreich ist das Javari-Tal eines der grössten indigenen Gebiete in Brasilien. Das Grenzgebiet ist durch illegale Goldsuche, Abholzung und illegalen Fischfang sowie Drogenschmuggel besonders konfliktreich und gefährlich.

In den letzten Jahren ist die Gewalt in der Region aufgrund der Anwesenheit von illegalen Bergleuten, Jägern und Fischern eskaliert. Zum Schutz und zur Unterstützung der indigenen Bevölkerung wurde ein lokaler Funai-Stützpunkt eingerichtet. Seit Ende 2018 ist dieser mehrfach angegriffen worden, unter anderem wurde 2019 ein Mitarbeiter erschossen.

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