Die Umfragewerte von Japans Premierminister Fumio Kishida befinden sich aktuell auf einem Allzeittief.
Fumio Kishida
Fumio Kishida, Premierminister von Japan, spricht während einer Pressekonferenz in seiner offiziellen Residenz in Tokio. - Keystone

In Japan wird die umstrittene Mun-Sekte und der geplante staatliche Trauerakt für den ermordeten Ex-Regierungschef Shinzo Abe zunehmend zu einer Belastung für Ministerpräsident Fumio Kishida. Massive Kritik an den Beziehungen zahlreicher Politiker seiner Liberaldemokratischen Partei LDP zu der vom verstorbenen Koreaner San Myung Mun gegründeten Sekte haben die Zustimmungswerte für Kishidas Kabinett nach einer Umfrage der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo vom Sonntag auf 40,2 Prozent stürzen lassen. Das ist der niedrigste Wert seit seinem Amtsantritt. 60,8 Prozent der Befragten sprachen sich zudem dagegen aus, dass für Ex-Premier Abe am 27. September ein Staatstrauerakt abgehalten wird.

Abe war am 8. Juli während einer Wahlkampfrede in der Stadt Nara von einem Ex-Militär mit einer selbstgebauten Waffe aus nächster Nähe von hinten erschossen worden.

Der Attentäter hatte angegeben, Abe aus Hass auf die umstrittene Mun-Sekte ermordet zu haben. Seine Mutter habe die Familie mit horrenden Spenden an die Sekte, zu der Abe Verbindungen hatte, finanziell ruiniert und zerstört.

Abe gilt zwar weltweit als verdienter Staatsmann, im eigenen Land war der Rechtskonservative jedoch mit seiner nationalistischen Agenda und seiner Verstrickung in Skandale um Vetternwirtschaft umstritten. Einen Staatstrauerakt für einen Ex-Regierungschef ist seit dem Zweiten Weltkrieg in Japan unüblich. Seither gab es dies nur einmal, 1967 für Shigeru Yoshida.

Hinzu kommen Abes Verwicklungen - und die seiner regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) - in die umstrittene Mun-Sekte, die seit dem Attentat von Japans Medien aufgedeckt wurden. Die für ihre anti-kommunistische und stark konservative Gesinnung bekannte Organisation treibt nicht nur massiv Spendengelder von Mitgliedern ein, sondern hat vor allem Politikern der LDP Wahlkampfhilfe geleistet. Die auch als Vereinigungskirche bekannte Sekte nennt sich seit 1996 «Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung». Kishida hat zwar erklärt, seine Partei verlange von den Abgeordneten nun, die Beziehungen zu der Sekte zu beenden, aber 77,6 Prozent der von Kyodo befragten Wählerinnen und Wähler glauben nicht daran.

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