Jair Bolsonaros Sohn steht unter Korruptionsverdacht
Das Wichtigste in Kürze
- Die brasilianischen Behörden untersuchen dubiose Geschäfte von Flavio Bolsonaro.
- Sein Vater hat sich im Wahlkampf für die Bekämpfung der Korruption ausgesprochen.
Nach weniger als drei Wochen im Amt als Brasiliens Präsident wird Jair Bolsonaros Name bereits mit Korruptionsvorwürfen in Verbindung gebracht. Nicht er selbst, sein ältester Sohn Flavio Bolsonaro war heute Samstag das Thema Nummer 1 auf den Titelseiten der grössten Zeitungen und in den sozialen Medien.
Nachdem seit Dezember 2018 bekannt ist, dass ein ehemaliger Mitarbeiter Flavio Bolsonaros, Fabrício Queiroz Gegenstand von Untersuchungen auf Grund von unregelmässigen Finanztransaktionen ist, steht nun Bolsonaros Sohn selbst im Fokus der Justiz. Flavio Bolsonaro wurde 2018 für Rio de Janeiro in den Bundessenat Brasiliens gewählt. In dieser Woche hat das Oberste Gericht die Untersuchungen gegen ihn im Zusammenhang mit dem Fall Queiroz vorübergehend gestoppt, nachdem seine Anwälte verlangten, dass die Untersuchung auf Grund seines Status als Senator von einem höheren Gericht (in seinem Fall das Oberste Gericht) geführt wird.
Doch damit noch nicht genug. Nachdem die Unterbrechung der Untersuchung in der Öffentlichkeit bereits stark kritisiert wurde, gab das TV-Programm Jornal Nacional Freitagabend bekannt, dass es Zugang zu einem Bericht der staatlichen Behörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität (COAF) habe, wonach Flavio Bolsonaro zwischen Juni und Juli 2017 eine grosse Anzahl Zahlungen auf sein Konto erhielt - so gross, dass es ebenfalls nach Korruption riecht. Konkret handelt es sich um 48 Zahlungen in der exakt gleichen Höhe innerhalb eines Monats.
Besonders brisant ist die Angelegenheit, weil Jair Bolsonaro sich im Wahlkampf den Kampf gegen Korruption ganz gross auf die Fahnen geschrieben hatte. Dass nun sein eigener Sohn, der ihm während seiner Kampagne oft zur Seite stand, ebenfalls mit Korruptionsvorwürfen in Verbindung gebracht wird, wirft kein gutes Licht auf ihn.
Seine Anhängerinnen und Anhänger spalten sich in verschiedene Lager. Es gibt diejenigen, die Bolsonaros Familie verteidigen und behaupten, das ganze sei nur eine schmutzige Kampagne der Medien, um ihrem Präsidenten zu schaden. Und dann gibt es durchaus auch solche, die nach knapp drei Wochen Amtszeit bereits enttäuscht sind von dem Mann, den sie gewählt haben. Jair Bolsonaros Gegnerinnen und Gegner hingegen machen sich auf den sozialen Medien lustig über die Affäre und über die enttäuschten Bolsonaro-Fans, «Bolsominions», wie sie sie nennen.
*Ayse Turcan lebt seit Anfang 2018 in Brasilien. Sie schreibt einmal pro Woche für Nau darüber, was in Brasilien diskutiert wird, wie sich die Situation unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro entwickelt und wie die brasilianische Bevölkerung darüber denkt.