Israels Angriff im Iran trägt biblisch-mythologischen Namen
Mit dem biblisch aufgeladenen Namen «Operation Rising Lion» hat Israel seinem Angriff auf iranische Ziele eine symbolträchtige Bedeutung verliehen.

Dem Grossangriff Israels gegen Ziele im Iran hat die Führung des Landes den Namen «Operation Rising Lion» gegeben – auf Deutsch: Operation sich erhebender Löwe. Die Bezeichnung bezieht sich auf eine Stelle im 4. Buch Mose des Tanach, der hebräischen Bibel.
Im Kapitel 23, Vers 24 heisst es in einer bei Juden im deutschen Sprachraum gebräuchlichen Übersetzung: «Siehe, ein Volk erhebt sich wie ein junger Löwe, und wie ein Löwe erhebt es sich; es legt sich nicht nieder, bis es die Beute verzehrt und das Blut der Erschlagenen trinkt.»
Im weiteren Kontext bezieht sich die Stelle auf die mühsame Wanderung des Volkes Israel nach dem Exodus aus Ägypten und vor der Eroberung des von Gott verheissenen Landes.
Bileam, ein nicht jüdischer Prophet, der von einem den Israeliten feindlich gesonnenen König ausgesandt wurde, um sie zu verfluchen, ist von deren Glaubensfestigkeit und Entschlossenheit derart beeindruckt, dass er sie anstatt dessen segnet. In diesem Zusammenhang vergleicht Bileam das Volk Israel mit dem «jungen Löwen», der sich erhebt.
Die symbolische Bedeutung des «sich erhebenden Löwen»
Für seine Militäroperation gegen den Erzfeind Iran wählte Israel eine ideologisch und mythologisch denkbar aufgeladene Bezeichnung. Der «sich erhebende Löwe» spielt auch auf die von der israelischen Führung reklamierte und propagierte missionarische Rolle Israels in der Nahost-Region an.
Ein junger Löwe, strotzend vor Kraft, Energie und Mut, schickt sich an, loszuspringen und nicht zu ruhen, bis er «die Beute verzehrt» und «das Blut der Erschlagenen getrunken» hat.
Der Tanach entspricht in etwa dem Alten Testament der Christen, das Löwen-Zitat findet sich fast wortgleich in der gängigen deutschen Luther-Bibel wieder. Die Sprache dieser alten theologischen Schriften schwelgt oft in heute grausam anmutenden Bildern und Visionen.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu liess es sich nicht nehmen, seine Identifikation mit der Bibel-Stelle bildwirksam zu inszenieren: Unmittelbar vor Beginn des Iran-Angriffs befestigte er einen von ihm handschriftlich verfassten Zettel mit der Stelle 4. Moses: 23, 24 an der Klagemauer in Jerusalem.