Hilfsorganisationen wollen in Afghanistan bleiben - humanitäre Krise

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Afghanistan,

Trotz des Vormarsches der Taliban in Afghanistan und der daraus resultierenden Gefahr wollen viele Helfer vor Ort bleiben.

Viele Menschen aus Afghanistan sind auf der Flucht.
Viele Menschen aus Afghanistan sind auf der Flucht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 390'000 Menschen sind nach UN-Schätzungen seit Jahresbeginn vertrieben worden.
  • Doch die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.

Wegen des schnellen Vormarsches der Taliban stellen sich Hilfsorganisationen auf eine humanitäre Krise in Afghanistan ein. Trotz der Gefahr wollen viele Helfer vor Ort bleiben. «Ich werde hierbleiben, solange das in irgendeiner Form möglich ist», sagte Stefan Recker von Caritas International Kabul am Freitag im Deutschlandfunk.

Er wolle auch ein Beispiel geben, dass nicht alle Ausländer weggingen. Die Afghanistan-Direktorin der norwegischen Flüchtlingshilfe Norwegian Refugee Council (NRC), Tracey Van Heerden, erklärte, die Eskalation des Konflikts mache zwar die Arbeit von Hilfsorganisationen schwieriger und gefährlicher. «Aber wir sind entschlossen, zu bleiben und zu liefern.»

«Lager sind überfüllt und Kinder schlafen draussen im Freien»

Die eskalierende Gewalt zwinge Tausende Menschen, sich an sicherere Orte zu flüchten, erklärte der NRC. 390'000 Menschen seien nach UN-Schätzungen seit Jahresbeginn vertrieben worden, doch die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen. «Verängstigte Familien sind in den vergangenen Tagen nach Kabul geflohen. Lager sind überfüllt und Kinder schlafen draussen im Freien. Familien streiten ums Essen», erklärte Van Heerden. Der NRC befürchte, dass sich dies «in einem beispiellosen Tempo im ganzen Land wiederholt».

Kandahar checkpoint
Eine afghanische Sicherheitskraft kontrolliert am 12. August 2021 in Kandahar ein Auto. - keystone

Recker sagte, viele Binnenflüchtlinge seien schon seit eineinhalb Jahrzehnten in Lagern im Grossraum Kabul; jetzt kämen viele dazu und die Versorgungslage sei schlecht. Caritas arbeite aktuell an Projekten für Binnenflüchtlinge in Kabul. Andere Projekte etwa mit Drogenabhängigen und zur Mutter-Kind-Gesundheit liefen weiter.

Zur Gefährdung der Helfer sagte Recker: «Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sind bisher in den von den Taliban eroberten Gebieten nicht misshandelt, nicht angegriffen worden. Die Taliban haben sogar Büros von Hilfsorganisationen in den von ihnen eroberten Gebieten geschützt vor Plünderungen.»

Allerdings hätten Taliban Mitarbeiter der Regierung und der Streitkräfte massakriert und deren Angehörige als Geiseln genommen. «Dabei kam es dann zu schwersten Menschenrechtsverletzungen. Davor haben natürlich auch die Kolleginnen und Kollegen Angst.» Und man wisse nicht, wie sich die Taliban nach einer möglichen Machtübernahme verhalten würden.

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