Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote

Keystone-SDA
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Syrien,

Drusen kämpfen gegen sunnitische Kämpfer in Sahnaja. Die Opferzahl steigt nach Ausschreitungen in Dscharamana.

Drusen
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit in Syrien, Libanon, Israel und Jordanien. (Archivbild) - keystone

Wenige Monate nach der Übernahme der neuen Regierung in Syrien kommt es in dem Land erneut zu blutigen Gefechten. Bei heftigen Zusammenstössen in einem Vorort der Hauptstadt Damaskus wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mindestens elf Menschen getötet.

Bewaffnete Gruppen haben demnach seit Dienstagabend Zivilisten sowie Fahrzeuge der öffentlichen Sicherheit beschossen und einen Kontrollpunkt im Vorort Sahnaja angegriffen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens 19 Toten und mehreren Verletzten.

Opferzahl in Sahnaja steigt weiter

Der Beobachtungsstelle zufolge kämpften Mitglieder der drusischen Minderheit gegen regierungstreue, sunnitische Kämpfer. Die Opferzahl werde wohl noch weiter steigen, hiess es. Die Kämpfe in Sahnaja folgen auf gewaltsame Ausschreitungen in der nahe gelegenen Stadt Dscharamana.

Dort wurden seit Montagabend nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle mindestens 17 Menschen getötet. Auslöser der Unruhen war eine Tonaufnahme, in welcher der Prophet Mohammed beleidigt worden sein soll. Sie wurde zunächst einem Mitglied der drusischen Gemeinschaft zugeschrieben. Daraufhin brachen die Gefechte aus.

Viele Drusen standen Assad nahe

Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien angesiedelt ist. In den jeweiligen Ländern legen ihre Angehörigen Wert auf inneren Zusammenhalt und Loyalität zum jeweiligen Staat. In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee. Während der Herrschaft des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad standen viele Drusen in Syrien der Regierung nahe.

Bei den Toten in Sahnaja handele es sich um drei Mitglieder der drusischen Gruppen und 16 regierungstreuen Kämpfern, hiess es von der Beobachtungsstelle weiter. Unter den Verletzten sollen auch Zivilisten gewesen sein. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Informanten und Aktivisten vor Ort.

Anwohner in Sahnaja berichteten der Deutschen Presse-Agentur von erheblichen Schäden an Häusern und Autos durch Maschinengewehrfeuer und Granaten. Viele Menschen seien in Panik geraten. Sicherheitskräfte seien unter schwerem Beschuss in das Zentrum von Sahnaja vorgedrungen, um Viertel mit überwiegend drusischer Bevölkerung zu erreichen und die Lage zu beruhigen.

Israelische «Warnoperation»

In einer gemeinsamen Mitteilung des israelischen Ministerpräsidenten und des Verteidigungsministers hiess es unterdessen, das israelische Militär habe in Syrien eine «Warnoperation» gegen eine «extremistische Gruppe» durchgeführt, die einen Angriff auf die Drusen in Sahnaja vorbereitet habe.

Weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Israel erwarte von Syrien, dass es Massnahmen ergreife, um die Drusen zu schützen, hiess es weiter in der Erklärung. Israel sieht die Drusen als Verbündete.

Innenministerium: Suche nach Verantwortlichem

Sowohl das syrische Innenministerium als auch die drusische Gemeinschaft erklärten zu der Tonaufnahme, dass der beschuldigte Druse nicht in Verbindung mit der Aufnahme stehe. Das Innenministerium arbeitet nach eigenen Angaben noch an der Identifizierung des Verantwortlichen.

Vertreter der Drusen in Dscharamana erklärten, die Aufnahme sei gefälscht und solle gezielt Unruhe stiften. Seit dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad hat sich die neue von Islamisten dominierte Führung in Damaskus zum Ziel gesetzt, das gespaltene Land zu einen.

Bereits im März war es in der westlichen Küstenregion Syriens zu blutigen konfessionellen Kämpfen zwischen Regierungstruppen der neuen Machthaber und Assad-treuen Milizen gekommen. Dabei kamen Hunderte Menschen ums Leben.

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