Während dem Prozess von George Pell wurde die Nachrichtensperre nicht konsequent eingehalten. Den Journalisten und Medien drohen nun Gefängnis- und Geldstrafen.
George Pell mit Polizisten.
George Pell vor einem Gerichtsgebäude in Melbourne (Archiv). - ap
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der ehemalige Vatikan-Chef Pell landete 2018 wegen sexuellem Missbrauch im Gefängnis.
  • Die damalige Nachrichtensperre wurde von Medien und Journalisten nicht eingehalten.
  • Den Medien und Journalisten drohen deswegen nun Gefängnis- und hohe Geldstrafen.

Gerichtliches Nachspiel in Australien nach dem Freispruch des Kardinals George Pell vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs: 30 Journalisten und Medien soll wegen des Verstosses gegen eine Nachrichtensperre der Prozess gemacht werden. Es drohen Gefängnis- und hohe Geldstrafen.

Die Verhandlungen könnten am 9. November beginnen, vielleicht aber auch schon früher. Dies sagte der Richter am obersten Gericht des Bundesstaates Victoria, John Dixon, am Dienstag in Melbourne.

Journalist
Journalisten und Medien vor einer Absperrung. (Symbolbild) - keystone

Der ehemalige Vatikan-Finanzchef und frühere Erzbischof von Melbourne Pell war wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Chorknaben angeklagt worden. Über Monate verbot die australische Justiz den Medien, über den Fall zu berichten. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Geschworenen unvoreingenommen mit Blick auf ein zweites, damals noch anhängiges Verfahren blieben. Es war sogar verboten zu berichten, dass es verboten ist zu berichten.

Medien versuchten Nachrichtensperre zu umgehen

Nachdem Pell Ende 2018 schuldig gesprochen worden war, bröckelte die Nachrichtensperre. Auch mehrere australische Medien versuchten sie zu umgehen. Sie berichteten von der Verurteilung eines hochrangigen Australiers ohne den Namen des Kardinals zu nennen.

Erst mit der Bekanntgabe der sechsjährigen Gefängnisstrafe im März 2019 wurde das Berichterstattungsverbot aufgehoben. Pell wurde im April dieses Jahres nach mehr als 400 Tagen aus dem Gefängnis entlassen. Er wurde wegen einem Berufungsverfahren vom höchsten australischen Gericht freigesprochen.

george pell
George Pell sass seit März 2019 in Melbourne in Haft, nun wurde er nach über 400 Tagen aus dem Gefängnis entlassen. - Keystone

Bei einer Anhörung auf der Video-Plattform Zoom sprach sich der Rechtsanwalt Matt Collins für getrennte Verfahren aus. «Wie es aussieht, gibt es gegenwärtig 13 verschiedene Fälle. Es wäre nicht gerecht, wenn Journalisten von konkurrierenden Medien zugleich vor Gericht stünden», sagte Collins. Er fügte hinzu, dass die Prozessdrohung schon viel zu lange über den Betroffenen schwebe.

Collins vertritt derzeit alle angeklagten elf Medien und 19 Journalisten.

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