Forscher untersuchen ein uraltes Walskelett aus Peru. Bricht das Tier einen weltweiten Gewichtsrekord?
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Wale haben sich nach neuen Erkenntnissen von Forschern bereits deutlich früher zu gigantischen Tieren entwickelt als bislang angenommen. - Giovanni Bianucci/Springer Nature/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor zehn Jahren wurde eine neue Walart namens «Perucetus colossus» in Peru entdeckt.
  • Nun hat eine Forschergruppe aus Stuttgart das gefundene Skelett analysiert.
  • Das Ur-Tier bricht wohl alle Schwergewichtsrekorde.

Ein gerade analysierter ausgestorbener Wal zählt nach Forscherangaben zu den schwersten Tieren, die jemals auf der Erde gelebt haben.

Eine Forschergruppe vom Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart hatte rund 39 Millionen Jahre alte Walknochen untersucht. Das Gewicht des Tieres werde auf 85 bis 340 Tonnen geschätzt, schreibt das Team im Fachjournal «Nature». Gefunden wurde das Skelett in Peru.

Wale haben sich früher entwickelt als bisher angenommen

Die Art wurde auf den Namen «Perucetus colossus» getauft, was grob übersetzt «der kolossale Wal aus Peru» bedeutet. Laut dem Naturkundemuseum sei diese Walart Anwärter auf den Titel des schwersten Tiers aller Zeiten.

Wie die Forscher in der Studie zudem berichten, haben sich Wale früher zu gigantischen Tieren entwickelt als bislang gedacht. Frühe Verwandte der heutigen Wale und Delfine hätten bereits vor ungefähr 39 Millionen Jahren in Küstennähe gelebt. Damals hätten sie enorme Körpermassen besessen.

«Der Fund verändert das Verständnis der Walevolution», sagte Amson. Der evolutionäre Übergang zum Gigantismus bei Walen wurde bis anhin als relativ junges Ereignis vor etwa 10 Millionen Jahren angesehen.

Fund verschiebt Skelettmassen-Obergrenze drastisch

«Perucetus colossus» kombiniere eine gigantische Grösse mit einem extrem hohen Knochengewicht, sagte der 34-jährige Forscher. «Dieser frühe Wal verschiebt die bisher bekannte Obergrenze der Skelettmasse bei Säugetieren und im Wasser lebenden Wirbeltieren drastisch. Möglicherweise ist er auch das schwerste jemals beschriebene Tier.»

Zusätzliches Gewicht habe in Meeren lebenden Tieren geholfen, ihren Auftrieb zu regulieren und sich unter Wasser zu halten. Ähnlich wie der Bleigürtel bei Tauchern.

Der «Perucetus colossus» war so schwer, weil er zusätzliche Knochenmasse an der Aussenseite des Skeletts und eine höhere Knochendichte hatte.

Jeder Wirbel schwerer als 100 Kilo

Das Fossil des gefundenen Wals ist bereits vor zehn Jahren in der Wüste an der Südküste Perus entdeckt worden. Jeder Wirbel des Funds wiegt weit über 100 Kilo, die Rippen des Urzeit-Wals sind bis zu 1,4 Meter lang.

5 bis 8 Tonnen schwer ist das 20 Meter lange Skelett. Damit ist es zwei- bis dreimal so schwer wie das 25 Meter lange Skelett eines Blauwals. Dieses ist in der Hintze Hall des Natural History Museums in London ausgestellt.

Um das Gewicht zu schätzen, wurden die geborgenen und präparierten Knochen gescannt und ihr Volumen bestimmt. Mit Kernbohrungen wurde die innere Knochenstruktur beurteilt. Zur Körpermassen-Rekonstruktion verwendeten die Forscher das bei Meeressäugern bekannte Verhältnis von Weichteil- zu Skelettmasse.

In Grössenordnung des Blauwals oder darüber

«Mit den Schätzungen zwischen 85 und 340 Tonnen liegt das Gewicht in der Grössenordnung des Blauwals oder möglicherweise darüber». Das bilanzierte das Stuttgarter Museum.

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