Foltervorwürfe und Tote nach Protesten in Togo
Beim Vorgehen gegen seltene Proteste in Togo sollen Sicherheitskräfte laut Berichten Menschen misshandelt, gefoltert und getötet haben.

Beim Vorgehen gegen seltene Proteste im westafrikanischen Togo sollen Polizei und Militär Menschen angegriffen, gefoltert und getötet haben.
Togos Staatsmacht schlug die verbotene Demonstration gegen die seit Jahrzehnten regierende Gnassingbé-Familie in der Hauptstadt Lomé Ende Juni nieder. Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge erzählten Zeugen danach von systematischer Gewalt.
Neben Demonstranten seien Menschen, die sich online kritisch geäussert hätten, sowie Unbeteiligte festgenommen, teils verschleppt sowie gefoltert worden. Unter ihnen seien auch Minderjährige, teilte Amnesty weiter mit.
Zivilgesellschaftliche Gruppen im Land sprachen zuvor von sieben Leichen, die aus Gewässern geborgen worden seien und teils Schusswunden aufgewiesen hätten. Togos Regierung teilte mit, dass es sich um Ertrunkene gehandelt habe.
Festnahme eines Rappers liess Unmut erstmals seit Jahren überkochen
Togo – ein schmales Küstenland mit rund neun Millionen Einwohnern, dessen Hafen ein wichtiger Handelsknoten in Westafrika ist – wird seit 58 Jahren von der Gnassingbé-Dynastie regiert. Faure Gnassingbé übernahm 2005 nach dem Tod seines Vaters als Präsident die Macht. Nach einer Verfassungsreform trat er im Mai einen neu geschaffenen Posten als mächtiger Regierungschef ohne weitere Amtszeitbegrenzung an. Bei Wahlen im Land tauchen immer wieder Unregelmässigkeiten und Betrugsvorwürfe auf.
Die Regierung verbietet und unterdrückt Demonstrationen mit Verweis auf Sicherheitsgründe seit Jahren. Der aktuelle Unmut entzündete sich Ende Mai an der Festnahme eines regierungskritischen Rappers, der zu Protesten aufgerufen hatte. Einige Tage später entschuldigte sich der Musiker beim Regierungschef und gab an, sich in psychiatrische Behandlung begeben zu haben.