Der Tessiner Journalist Filippo Rossi wurde in Venezuela während einer Recherche verhaftet. Er kam frei - obwohl ihm die Schweizer Behörden keinen Anwalt stellten.
Der Italiener Roberto Di Matteo und Filippo Rossi (rechts) in Caracas.
Der Italiener Roberto Di Matteo und Filippo Rossi (rechts) in Caracas. - Facebook
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Journalist Filippo Rossi wurde in Venezuela festgenommen und kam nach einigen Tagen wieder frei.
  • In einem Interview wirft er den Schweizer Behörden vor, sie hätten sich nicht um ihn gekümmert.

Der in Venezuela vorübergehend inhaftierter Schweizer Journalist Filippo Rossi hat in einem Zeitungsinterview scharfe Kritik am Schweizer Aussendepartement geäussert. «Der Schweizer Botschaft war meine Verhaftung offensichtlich egal.»

Die Schweizer Vertretung habe ihm keinen Anwalt gestellt, sagte der freie Journalist in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Stattdessen hätten sich die italienischen Behörden um ihn gekümmert. Weiter habe ihn auch kein Botschaftsvertreter im Gefängnis besucht. «Mein Glück war, dass ich mit einem italienischen Kollegen verhaftet wurde. Wenn die italienische Botschaft nicht so beherzt eingegriffen hätte, sässe ich vielleicht jetzt noch im Gefängnis.»

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) dementierte die Vorwürfe laut «Tages-Anzeiger». In einer Stellungnahme an die Zeitung hält das EDA fest, dass Schweizer Botschaften nicht verpflichtet seien, einem festgenommenen Schweizer einen Anwalt zu stellen. Dass die Botschaften auch Vertrauensanwälte von Nachbarstaaten der Schweiz empfehlen würden, sei üblich. Gefängnisbesuche durch die Schweizer Vertretungen erfolgen laut EDA in der Regel nicht umgehend, sondern erst wenn feststehe, dass es sich nicht nur um eine temporäre Festhaltung handle.

«Matratze voller Läuse»

Rossi war bei einer Recherche für einen Dokumentarfilm zu dem für prekäre Verhältnisse und Gewaltakte berüchtigten Gefängnis Tocorón im Bundesstaat Aragua zusammen mit einem italienischen und einem venezolanischen Kollegen verhaftet worden. Das Justizministerium warf ihnen fehlende Bewilligungen und das Mitführen von unerlaubten Aufnahmegeräten vor. Zwei Tage später kamen die drei Männer ohne Auflagen frei.Er habe Angst um seine Sicherheit gehabt, erzählte Rossi. Die Zelle sei grässlich gewesen. «Eine einzige Matratze voller Läuse für alle drei, Blut an den Wänden, Ratten, Gestank nach Urin und Kot, ein Loch als Toilette. Wasser und Zahnpasta erhielten wir von anderen Gefangenen.»

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