Ermittlungen zur Explosion in Beirut wieder unterbrochen
Das Wichtigste in Kürze
- Für viele Libanesen klingt die Meldung nach einem Déjà-vu: Bereits vor einem halben Jahr hatten beschuldigte Ex-Minister bei Gericht beantragt, den Fall dem damals zuständigen Ermittlungsrichter zu entziehen und einem anderen zu übertragen.
Ein libanesisches Kassationsgericht gab dem statt, Bitar wurde mit dem Fall betraut.
Die Angehörigen der Opfer sind wegen der bisher nur schleppend vorankommenden Ermittlungen schon lange wütend. Allerdings nicht auf Richter Bitar, der ihr Vertrauen geniesst - sondern auf die politische Führung. Viele Libanesen geben ihr die Schuld für die Katastrophe. Bitar hatte das Parlament im Zuge seiner Ermittlungen gebeten, die Immunität einiger Abgeordneten als Teil der nächsten rechtlichen Schritte aufzuheben. Das Parlament verzögerte den Vorgang jedoch.
Bei der Explosion waren im August 2020 mehr als 190 Menschen getötet und rund 6000 verletzt worden. Grosse Teile des Hafens und der anliegenden Wohngebiete wurden massiv zerstört. Ausgelöst worden sein soll die Detonation durch grosse Mengen der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat, die über Jahre ohne Schutzmassnahmen im Hafen gelagert wurden.