Der brasilianische Forscher Lucas Ferrante warnt vor einem «impfresistenten Supervirus». Nur eine weltweite Impfstrategie könne das Coronavirus stoppen.
Coronavirus - Brasilien
Mitarbeiter des Gesundheitswesens kommen an, um Sinovac-Impfstoffe in der Gemeinde Kalunga Vao de Almas, einem ländlichen Gebiet am Rande von Cavalcante im brasilianischen Bundesstaat Goias, den Bewohnern zu verabreichen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Brasilien kämpft zurzeit mit der eigenen und der britischen Variante des Coronavirus.
  • Biologe Lucas Ferrante warnt vor einer dritten Welle in etlichen Städten.
  • Zudem fürchtet er, dass sich ein «impfresistenter Supervirus» entwickelt.

Brasilien bekommt das Coronavirus nicht in den Griff. Vergangenen Mittwoch vermeldet das Land 2349 Corona-Tote an einem einzigen Tag – ein trauriger Rekord. Präsident Bolsonaro ersetzt unter seiner Führung den Gesundheitsminister bereits zum vierten Mal.

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Holzkreuze stehen auf den Gräbern des Friedhofs Nossa Senhora Aparecida in Manaus. (Archivbild) - dpa

Jetzt soll es noch dicker kommen: In einem «Spiegel»-Interview sagt der brasilianische Forscher Lucas Ferrante für Städte im Sommer eine dritte Welle mit der brasilianischen Mutation P1 voraus. Ferrante: «Diese dritte Welle hat das Potenzial, noch wesentlich tödlicher zu werden.» Letzten August hatte der Forscher die verheerende zweite Welle in Manaus prophezeit.

«Supervirus» könnte entstehen

Bisher grassiere in vielen Städten Brasiliens noch die britische Variante B.1.1.7. Ferrante, der als Biologe am nationalen Institut für Amazonasforschung in Manaus arbeitet, geht davon aus, dass sich P1 durchsetzen werde. «Wir sehen jetzt schon Menschen, die gleichzeitig mit zwei Corona-Varianten infiziert sind, also mit der britischen und der brasilianischen», so Ferrante.

Virus Outbreak Brazil
Pflegefachkräfte verlegen einen Patienten, welcher sich mit dem Coronavirus infiziert hat, von der Ambulanz in das HRAN Spital in Brasilia. - Keystone

Neue Varianten des Coronavirus könnten laut dem Forscher auch durch Kreuzungen entstehen. «Ich befürchte, dass sich ein impfresistenter Supervirus entwickelt.» Brasiliens Impfkampagne ist zweimal ins Stocken geraten, bisher sind erst 5 Prozent der Menschen geimpft. Die Bevölkerung, allen voran die Politik, halte sich zu wenig konsequent an die Massnahmen.

Coronavirus muss auf globaler Ebene bekämpft werden

Die Corona-Lage in Manaus sei katastrophal und das führe zu traumhaften Bedingungen für das Virus. Die Zwei-Millionen-Stadt sei inzwischen «ein Epizentrum der Pandemie und eine Gefahr für die Weltgesundheit».

Um die Pandemie zu stoppen, kommt für Ferrante nur ein Ausbau der Impfstoffproduktion und eine sinnvolle weltweite Verteilung der Dosen infrage. «Nationale Strategien helfen für den Moment, aber sie bringen keine langfristigen Lösungen. Eine globale Pandemie kann nur auf globaler Ebene gestoppt werden», erklärt Ferrante.

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