Christen in Pakistan nach Blasphemievorwürfen festgenommen
Nach den Angriffen in einem christlichen Viertel in Jaranwala wurden zwei junge Männer inhaftiert. Gegen sie wird der Vorwurf der Blasphemie erhoben.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach den Angriffen auf ein christliches Viertel wurden zwei Männer inhaftiert.
- Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwei junge Christen.
- Sie werden der Blasphemie beschuldigt, was die Todesstrafe zur Folge haben kann.
Nach dem Angriff auf ein christliches Viertel in einer pakistanischen Stadt haben die Behörden zwei junge Männer festgenommen. Ein wütender Mob hatte die beiden Christen der Blasphemie beschuldigt. Die Polizei bestätigte die Festnahmen der Männer am Freitag. Ihnen droht nun eine Anklage gemäss der strengen Blasphemiegesetze in dem südasiatischen Land.
Tausende Randalierer, hundert Festgenommene
Am Mittwoch hatten Tausende Menschen in der Provinz Punjab mehrere Kirchen angegriffen. Mindestens fünf Gotteshäuser, mehrere Wohngebäude von Christen und Dutzende Fahrzeuge wurden in Jaranwala im Nordwesten des Landes in Brand gesteckt. Mehr als 100 mutmassliche Randalierer wurden daraufhin festgenommen.
Berichten zufolge beschuldigte der Mob die beiden Christen, den Koran – die heilige Schrift des Islams – entwürdigt zu haben. Anführer der islamistischen Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) stachelten ihre Anhänger an und wüteten in einem christlichen Stadtviertel. Die Polizei ging am Donnerstag davon aus, dass die Vorwürfe konstruiert waren. Es sei vielmehr um einen Streit zwischen einem Ladenbesitzer und den beiden jungen Christen gegangen.
«Jedes christliche Haus wurde angegriffen, nichts blieb übrig»
Laut Berichten des Hilfswerks Kirche in Not mussten viele auf Zuckerrohrfeldern unter freiem Himmel ausharren, da ihre Häuser zerstört wurden. «Jedes christliche Haus wurde angegriffen, nichts blieb übrig», sagte eine Kontaktperson, die anonym bleiben wollte, in der Mitteilung.
In Pakistan gibt es immer wieder Fälle tödlicher Gewalt im Zuge von Blasphemievorwürfen. Gotteslästerung ist ein äusserst sensibles Thema in dem vorwiegend muslimischen Land. Die Gesetze sehen im äussersten Fall den Tod für die Beleidigung des Islams oder des Propheten Mohammed vor. Wer dessen beschuldigt wird, gerät oft schon vor einer Verurteilung ins Visier von Extremisten.