Die Klimaerwärmung setzt auch den Gletschern in Bolivien stark zu. Die tropischen Anden sind vom Klimawandel besonders stark betroffen.
Gletscher Chacaltaya
Menschen bewandern den Chacaltaya in der bolivianischen Cordillera Real. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In den tropischen Anden schmelzen die Gletscher besonders schnell.
  • Für die Wasserversorgung in La Paz bedeutet das zunehmends Schwierigkeiten.
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Der Klimandel ist allgegenwärtig, die Gletscherschmelze die traurige Folge davon. Vor rund einer Woche drohte am Mont Blanc ein Gletscherabsturz. Das italienische Tal Val Ferrat musste zwischenzeitlich evakuiert werden. Und auch im Berner Oberland kam es letzte Woche zu einem aktuellen Vorfall an einem Gletscher. Oberhalb der Lenk lief ein See aus.

Gletschersee
Der Faverges-See beim Plaine Morte-Gletscher im Berner Oberland. (Archivbild) - Keystone

Doch das Problem der Gletscherschmelze betrifft nicht nur Europa. Wie «Le monde diplomatique» berichtet, schmilzt das Eis sogar in Bolivien!

Bis 2009 hatte es beim Berg Chacaltaya in der Cordillera Real das höchstgelegene Skigebiet der Welt. In den neunziger Jahren befand sich dort sogar ein 15 Meter dicker Gletscher. Doch davon ist heute nichts mehr übrig.

Gletscher werden durchgehend beobachtet

Die Gletscher in der Region werden seit 30 Jahren beobachtet. Unter anderem vom Hydrologen und Glaziologen Edison Ramírez. Er arbeitet am Institut für Wasserkunde der Universität Mayor de San Andrès in La Paz.

«Das letzte Eis dieses Gletschers ist zwischen 2009 und 2011 geschmolzen», sagt er zur Zeitung.

Gletscher Chacaltaya
Dieses Foto stammt von 1996 und zeigt den Gletscher am Chacaltaya. - Keystone

Nur knapp zehn Kilometer weiter zeigt sich ein ähnliches Bild. Dort befindet sich der 6088 Meter hohe Huayna Potosí. «Das Eis verliert jedes Jahr an zwei Metern Dicke und zieht sich um 20 Meter zurück», so der Experte. Schwarze umgebende Felsen beschleunigten durch die Sonne das Abschmelzen des Gletschers an der Westflanke des Berges.

«Unsere Berechnungen zeigen, dass die Gletscher seit 1980 ganze 37 Prozent ihrer Fläche eingebüsst haben», zitiert «Le monde diplomatique» den Hydrologen.

Gletscherschmelze weltweit beschleunigt

Die weltweite Gletscherschmelze begann mit dem Ende der Kleinen Eiszeit Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch seit 1970 hat sich dieses Phänomen beschleunigt – und das nirgends so stark wie in den tropischen Anden.

Huayna Potosí
Gesamtansicht des niedrigen Wasserstandes am Stausee von Zongo, nahe La Paz, Bolivien, 06. November 2009. Milluni wird vom Wasser des schneebedeckten Berges Huayna Potosi gespeist, der vom K - Keystone

Seit den 1980er-Jahren haben die bolivianischen Gletscher «zwei Drittel ihrer Masse oder sogar mehr» verloren. Die Unesco veröffentlichte im Rahmen der UN-Klimakonferenz von 2018 einen Atlas, welcher sich mit dem Thema befasst. Der letzte Gletscher Venezuelas wird wahrscheinlich bis 2021 verschwunden sein, da die Temperaturen dort «um zwei bis fünf Grad ansteigen».

Wasserversorgung in Bolivien gefährdet

Seit den 1980er-Jahren fliesst immer weniger Schmelzwasser ins Tal. Dies liegt daran, dass die meisten Gletscher der Region den «Water Peak» bereits überschritten haben. «Water Peak» bedeutet der maximale Abfluss von Schmelzwasser. Boliviens Hauptstadt La Paz beansprucht über 60 Prozent dieses Schmelzwassers für die Wasserversorgung, in trockenen Jahren sogar bis zu 85.

Ein Reservoir am Huayna Potosí fasst 26 Millionen Kubikmeter Wasser und versorgt La Paz und El Alto. Wie Ramirez zur Zeitung sagt, schätzt er die noch bleibende Lebenserwartung des Gletschers deshalb auf höchstens 60 Jahre.

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