Seynab Kasemi wurde im Iran zu 74 Peitschenhieben auf Bewährung verurteilt, weil sie ihr Kopftuch auf den Boden warf. Nun wurde sie festgenommen.
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Ein Protest in Washington in Solidarität mit den Frauen im Iran (Archivbild). - STRINGER/Reuters

Nach einem Protest gegen die Kopftuchpflicht ist eine Ingenieurin im Iran Berichten zufolge festgenommen worden. Wie die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw am Freitag meldete, wurde Seynab Kasemi bereits vor einigen Tagen von Sicherheitskräften aus ihrem Haus in der Hauptstadt Teheran abgeführt.

Zuvor hatte die Justiz die Frau zu 74 Peitschenhieben auf Bewährung verurteilt. Auch die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA berichtete über die Festnahme.

Kasemi protestierte mit Wurf ihres Kopftuchs

Kasemi hatte im Februar viel Aufmerksamkeit erregt, weil sie während einer Veranstaltung bei einer Rede ihr Kopftuch demonstrativ auf den Boden warf. Videoaufnahmen der Aktion wurden vielfach im Internet geteilt. Die Frau hatte gegen die Entscheidung eines Ingenieurverbands protestiert, sie wegen eines schlecht sitzenden Kopftuchs nicht zur Vorstandswahl zuzulassen.

Feministische Solidaritätswelle des zivilen Ungehorsams

Seit dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam vor einem Jahr ignorieren viele Frauen in den Metropolen des Landes die Kopftuchpflicht aus Protest gegen das islamische Herrschaftssystem. Amini war festgenommen worden, weil sie gegen die herrschende Kleiderordnung verstossen haben soll. Ihr Tod löste im Herbst 2022 eine der schwersten Protestwellen seit Jahrzehnten im Iran aus.

Als Antwort brachten Abgeordnete des Parlaments erst diese Woche ein neues Kopftuchgesetz auf den Weg. Laut dem Gesetzentwurf sollen künftig drakonische Strafen bei Verstössen gegen die islamische Kleidervorschrift gelten. In Extremfällen können sogar bis zu 15 Jahre Haft und umgerechnet mehr als 5000 Euro Strafe verhängt werden.

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