Die Taliban haben Frauenhäuser und andere Schutzeinrichtungen für Opfer häuslicher Gewalt geschlossen. Amnesty fordert die Wiederöffnung zum Schutz der Frauen.
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Amena (M), frühere Rektorin einer Schule und Nazila (r), ehemalige Lehrerin, verkaufen auf einem Markt in Mazar-i-Sharif Kleider, weil beide ihre Arbeit verloren haben. Foto: Julian Frank/WFP/dpa - sda - Keystone/WFP/Julian Frank
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Das Wichtigste in Kürze

  • Amnesty International sorgt sich um die Sicherheit von Frauen in Afghanistan.
  • Die regierenden Taliban haben Frauenhäuser und Schutzeinrichtungen geschlossen.
  • Opfer häuslicher Gewalt könnten sich an die Gerichte wenden, so die Islamisten.

Weibliche Opfer von Gewalt bekommen in Afghanistan laut Amnesty International (AI) seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban kaum noch Hilfe. Unterstützungsnetzwerke für Überlebende von Gewalt in Beziehungen oder Zufluchtsorte wie Frauenhäuser seien so gut wie verschwunden. Dies heisst es in einem von der Menschenrechtsorganisation am Montag veröffentlichten Bericht.

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Afghaninnen haben unter den Taliban kaum Rechte. - Keystone

Demnach schlossen die Taliban einerseits Frauenhäuser und entliessen gleichzeitig Häftlinge aus den Gefängnissen. Viele davon waren wegen geschlechtsspezifischer Gewaltdelikte verurteilt worden. Ehemalige Bewohnerinnen von Frauenhäusern sowie Mitarbeiter von Schutzeinrichtungen sowie an den Schutzdiensten beteiligte Anwälte, Richter oder Regierungsbeamte, seien nun in Gefahr.

Taliban: Opfer häuslicher Gewalt können sich an Gerichte wenden

Die Frauenhäuser hätten Frauen und Mädchen zu ihren Familien zurückschicken müssen. Andere Opfer seien von ihren Familienmitgliedern gewaltsam weggebracht worden, heisst es in dem Bericht weiter. Wieder andere seien seither auf der Strasse gelandet.

Die Taliban hätten kein Verfahren, wie mit derartigen Fällen umzugehen sei, sagte eine Psychologin einer Schutzeinrichtung dem Bericht zufolge. Taliban-Sprecher Suhail Schahin sagte AI, dass es im Islam keinen Platz für Gewalt gegen Mädchen und Frauen gebe. Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt seien, könnten sich an die Gerichte wenden.

Neun von zehn Afghaninnen erfahren Gewalt in Partnerschaft

AI-Generalsekretärin Agnès Callamard forderte die Taliban auf, die Wiedereröffnung von Notunterkünften zu gestatten und zu unterstützen. Die internationale Gemeinschaft solle solche Schutzdienste zudem sofort und langfristig finanzieren.

In Afghanistan erleben UN-Angaben zufolge neun von zehn Frauen in ihrem Leben mindestens eine Form von Gewalt in der Partnerschaft. Vor der militärischen Machtübernahme der Taliban Mitte August wandten sich jährlich Tausende Frauen an ein landesweites Netz von Frauenhäusern und Dienstleistern, die sie mit Rechtsberatung, Anwälten, medizinischen oder psychosozialer Hilfe unterstützten.

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