Nach den tödlichen Kämpfen zwischen rivalisierenden Drogengangs in einer brasilianischen Haftanstalt sind vier Verdächtige während eines Gefangenentransports ums Leben gekommen.
An den Kämpfen Beteiligte sollten in in anderes Gefängnis verlegt werden
An den Kämpfen Beteiligte sollten in in anderes Gefängnis verlegt werden - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • 62 Tote nach Kämpfen zwischen rivalisierenden Drogengangs.

Ihre Leichen seien bei einem Zwischenstopp entdeckt worden, teilten die Sicherheitsbehörden am Mittwoch mit. Die Männer seien erstickt. Die Zahl der Toten im Zusammenhang mit den Bandenkämpfen in einem Gefängnis im Amazonas-Bundesstaat Pará stieg damit auf 62 an.

Die vier erstickten Häftlinge zählten zu den 46 Verdächtigen, die nach den Bandenkämpfen am Montag in ein andere Gefängnisse verlegt werden sollten. Am Dienstag wurden sie zusammen mit 26 anderen Männern in Handschellen in einen Bus mit vier Zellen gebracht. Bei einem Zwischenstopp in der Stadt Marabá entdeckten Wachen dann die vier Leichen. «Die Ursache für diese bedauernswerte Tat werden ermittelt», teilten die Behörden mit.

Mitglieder einer Bande hatten am Montag einen Gefängnistrakt in der Stadt Altamira gestürmt und in Brand gesetzt. In dem Trakt waren Angehörige einer rivalisierenden Gang untergebracht. Bei den mehrstündigen Auseinandersetzungen wurden mindestens 58 Insassen getötet. Zunächst war von 57 Toten die Rede gewesen; ein weiterer Leichnam wurde erst am Dienstag in den Trümmern der Haftanstalt entdeckt. 16 der Opfer wurden während der Kämpfe enthauptet. Viele weitere starben vermutlich an Rauchvergiftung.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro schrieb am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter, er habe die «Szenen des Horrors» in dem Gefängnistrakt verfolgt. «Ausserhalb der Gefängnisse findet ebenfalls ein Krieg statt, in dem praktisch nur eine Seite bewaffnet ist», schrieb Bolsonaro weiter. Der seit Januar amtierende Präsident hatte während seines Wahlkampfes versprochen, die Waffengesetze zu lockern und die Kriminalitätsrate zu reduzieren.

Brasiliens Gefängnisse sind extrem überbelegt: Nach der jüngsten amtlichen Statistik sassen im Jahr 2017 mehr als 720.000 Häftlinge in den für nur rund 420.000 Insassen ausgelegten Gefängnissen des grössten Landes in Südamerika ein. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist die Zahl der Gefängnisinsassen in diesem Jahr sogar auf 800.000 angestiegen.

In den überfüllten Haftanstalten kommt es immer wieder zu tödlichen Auseinandersetzungen, Meutereien und Ausbruchsversuchen. Experten schätzen, dass jedes Jahr mehrere Hundert Gefängnisinsassen in Brasilien getötet werden - hauptsächlich bei Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Drogengangs.

Menschenrechtler kritisieren die Haftbedingungen in brasilianischen Gefängnissen als unmenschlich. Auch das Gefängnis in Altamira stand im Kreuzfeuer der Kritik: Der Nationale Justizrat bewertete die Bedingungen in der Haftanstalt als «sehr schlecht» und erklärte, dass dort doppelt so viele Insassen festgehalten würden als vorgesehen. Demnach gab es dort ausserdem zu wenig Wachpersonal.

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