20 Tote bei Ausschreitungen in Indiens Hauptstadt Neu Delhi
In Indiens Hauptstadt Neu-Delhi entladen sich die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen in einer Gewaltwelle. US-Präsident Donald Trump bleibt unbeeindruckt.

Das Wichtigste in Kürze
- In Indiens Hauptstadt Neu-Delhi starben bisher 20 Menschen während der Ausschreitungen.
- Die Unruhen herrschen seit einem Einbürgerungsgesetz des Premierministers Narendra Modi.
- Das Einbürgerungsgesetz soll gezielt gegen Muslime diskriminieren.
Mindestens 20 Menschen sind bei den schwersten Ausschreitungen seit Jahrzehnten in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi ums Leben gekommen. Hintergrund der Gewalt sind massive Spannungen zwischen der Hindu-Mehrheit und der muslimischen Minderheit.
Indien kommt nicht zur Ruhe, seit Premierminister Narendra Modi ein Einbürgerungsgesetz durchgedrückt hat. Nach Ansicht von Kritikern diskriminiert das Gesetz gezielt Muslime. Modis populistische Partei hat vor allem die Interessen der Hindus im Sinn. Diese macht 80 Prozent der Bevölkerung aus.
Nordosten der Hauptstadt von Gewalt betroffen
Insbesondere der Nordosten der Hauptstadt Neu-Delhi ist diesmal von Gewaltausbrüchen betroffen. Dort wohnen besonders viele Muslime. Seit Wochenbeginn gingen verschiedene Gruppen mit Steinen und Stöcken aufeinander los. Sie setzten Moscheen, Läden, Häuser und Autos in Brand, wie Fernsehbilder zeigen.
Mehr als 180 Menschen seien verletzt worden, hiess es am Mittwoch von der Polizei. Unter den Verletzten seien Zivilisten und Polizisten.

Unmittelbarer Auslöser des Gewaltausbruchs in Neu-Delhi war eine Rede eines Politikers der hindunationalistischen Regierungspartei von Premier Modi. Darin forderte er die Polizei auf, friedliche muslimische Demonstrantinnen, die ohne Genehmigung den Eingang einer Metrostation blockierten, zu entfernen. Oppositionspolitiker kritisierten, dass solche Reden im mehrheitlich hinduistischen Land zunehmend Hass gegen Muslime schürten.
Generell fühlen sich viele Muslime in Indien zunehmend unwohl. Sie sind die grösste Minderheit und machen rund 14 Prozent der Bevölkerung aus. Innenminister Amit Shah etwa nannte Muslime schon «Termiten».
Gesetz erleichtert illegalen Immigranten Einbürgerung
Und nun demonstrieren Zehntausende Menschen seit Wochen gegen das Einbürgerungsgesetz. Dieses erleichtert vielen illegal eingereisten Migranten aus drei mehrheitlich muslimischen Nachbarländern die Einbürgerung – sofern sie keine Muslime sind. Bei einigen Protesten gab es Gewalt und Tote.

Doch Trump liess sich von der Gewalt nicht beeindrucken. Er sagte, Modi habe ihm versichert, dass es in seinem Land Religionsfreiheit gebe. Wenige Kilometer von den Ausschreitungen entfernt, schwärmte er am Dienstag in einem Luxushotel von der «phänomenalen Zukunft» Indiens.
Donald Trumps Gattin Melania Trump nahm an einer Schulstunde zum Thema Glück teil. Eine solche steht an öffentlichen Schulen in der Hauptstadt jeden Tag auf dem Programm. Doch im Nordosten Neu-Delhis, wo es die Proteste gab, fielen die Glücksstunden am Mittwoch aus. Dort blieben die Schulen wegen der Gewalt geschlossen.