US-Agent wollte offenbar zum deutschen Nachrichtendienst überlaufen
Ein US-Agent bot dem deutschen Nachrichtendienst geheime Informationen an. Der Fall wirft Fragen zur Zusammenarbeit der Dienste auf.

Ein US-Agent der Defense Intelligence Agency (DIA) wurde in den USA festgenommen. Er soll versucht haben, geheime Informationen an einen ausländischen Nachrichtendienst zu übergeben.
Laut «l'essentiel» wandte er sich aus Unmut über die Trump-Regierung an den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND).
Der Mann, ein Cybersicherheitsexperte, hatte dem BND per E-Mail seine Dienste angeboten.
Agent hatte Differenzen mit US-Regierung
Er begründete dies mit politischen Differenzen zur US-Regierung. Der BND informierte jedoch umgehend die amerikanischen Behörden über den Kontaktversuch.
Die US-Justiz veröffentlichte den Fall vor wenigen Tagen. Der 28-Jährige wurde festgenommen, als er sensible Unterlagen an einen Undercover-Agenten des FBI übergeben wollte.
Er hielt den FBI-Mitarbeiter offenbar für einen Vertreter des BND.
BND äussert sich nicht dazu
Der BND bestätigte den Vorgang auf Anfrage nicht. Ein Sprecher erklärte, man nehme zu nachrichtendienstlichen Angelegenheiten grundsätzlich keine öffentliche Stellung.
Die Zusammenarbeit zwischen deutschen und US-Diensten sei weiterhin eng. Experten sehen den Fall als Folge des Unmuts in US-Behörden über die Politik der Trump-Regierung.

Laut «Tagesschau» hatte diese einen massiven Stellenabbau bei Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden angekündigt. Für die Bundesregierung könnte der Fall eine Chance gewesen sein, das Verhältnis zu den USA zu stärken.
Auswirkungen auf die transatlantische Zusammenarbeit
Deutsche Sicherheitskreise berichten, dass US-Kontakte seit Anfang des Jahres vorsichtiger agieren. Die Zusammenarbeit sei dadurch beeinträchtigt.
Die USA sind die wichtigste Quelle für nachrichtendienstliche Informationen in der NATO. Im Jahr 2023 lag ihr Anteil an den Aktivitäten bei 76 Prozent, der deutsche Beitrag hingegen betrug nur ein Prozent.
Im aktuellen Fall soll der US-Agent Fehler gemacht haben, die zu seiner schnellen Enttarnung führten. Ermittler konnten ihn zudem über seine E-Mail-Adresse und IP-Adresse identifizieren und er hat seinen Mitarbeiterausweises übermittelt.
Konspiratives Vorgehen und Ermittlungen
Das FBI übernahm die Rolle der deutschen Beamten und kommunizierte mit dem Agenten über einen verschlüsselten Messenger. Laut der «Tagesschau» hatte der Mann Zugang zu geheimen Archiven und überwachte interne Systeme.
Videoaufnahmen zeigen, wie er Notizen machte und diese versteckte. Die Übergabe der Dokumente erfolgte über einen sogenannten «Toten Briefkasten» in einem Park.
Dort deponierte er ein Laufwerk mit als geheim eingestuften Unterlagen. Als Gegenleistung sprach der Agent eine mögliche Belohnung an: Er wollte offenbar die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.