Nach dem Tod von Tyre Nichols kam es in den USA zu zahlreichen Protesten. Die verantwortliche Sondereinheit «Scorpion» wurde nun aufgelöst.
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Familienmitglieder und Unterstützer halten ein Foto von Tyre Nichols. - Gerald Herbert/AP/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tyre Nichols, ein 29-jähriger Afroamerikaner, starb nach einem brutalen Polizeieinsatz.
  • Der Tod löste Proteste aus, als erste Konsequenz wurde die Sondereinheit aufgelöst.
  • Die Sondereinheit war erst 2021 in Memphis gegründet worden.

In den USA sorgte der Tod von Tyre Nichols für Entsetzen. Bei den dadurch ausgelösten Protesten kam es bislang zu keiner Gewalt. Auch die ersten Konsequenzen des schrecklichen Vorfalls zeichnen sich ab. Die Sondereinheit «Scorpion» wird für den Tod des 29 Jahre alten Schwarzen verantwortlich gemacht.

Wie die Polizei in Memphis mitteilte, wurde die Einheit aufgelöst. Nichols' Familie, Beamte und andere Mitglieder der Gemeinde wurden zur Rücksprache über die Auflösung beigezogen. Dies teilte die Polizei von Memphis im US-Bundesstaat Tennessee am Samstag mit.

Damit sei dieser Schritt «im besten Interesse aller». Auch die Mitglieder der Sondereinheit stimmten der Entscheidung «vorbehaltslos» zu.

Alle fünf Polizisten, die des Mordes an Tyre Nichols angeklagt sind, seien Teil der Einheit namens «Scorpion» gewesen. Dies berichtete der Sender CNN unter Berufung auf die Polizeibehörde. Die Sondereinheit war erst 2021 gegründet worden, um besser auf organisierte Kriminalität und Drogendelikte reagieren zu können. So die Polizei von Memphis damals gegenüber dem Sender ABC.

Tyre Nichols wurde bei einer Verkehrskontrolle verprügelt

Tyre Nichols war am 7. Januar bei einer Verkehrskontrolle von den Polizisten brutal zusammengeschlagen worden. Drei Tage später erlag er im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

Nach seinem Tod wurden Videoaufnahmen von dem brutalen Polizeieinsatz veröffentlicht. Auf den Bildern ist zu sehen, wie die Polizisten immer wieder auf Nichols einschlagen. Diese wurden von sogenannten Körperkameras der beteiligten Beamten gemacht.

Tyre Nichols ruft mehrfach um Hilfe – ohne Erfolg. Der Afroamerikaner starb drei Tage nach dem Einsatz an seinen Verletzungen. US-Präsident Joe Biden zeigte sich von den Bildern schockiert. An mehreren Orten kam es zu Protesten.

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Nach dem Tod von Tyre Nichols protestieren Demonstranten in Washington gegen Polizeigewalt. Der 29-jährige Schwarze wurde am 7. Januar 2023 von Polizisten in Memphis totgeprügelt. - Manuel Balce Ceneta/AP/dpa

In den Videos ist zu sehen, wie Nichols von der Polizei in seinem Auto angehalten wird. Die Beamten – ebenfalls Schwarze – ziehen ihn aus dem Auto und drücken ihn nach unten. Immer wieder brüllen sie ihn an, zu Boden zu gehen – dabei liegt er dort schon.

Tyre Nichols bittet die Polizisten mehrmals, aufzuhören. Er sei auf dem Weg nach Hause. «Ich habe nichts getan.» Schliesslich reisst er sich los und versucht, zu Fuss zu fliehen.

Der Versuch eines Beamten, ihn mit einem Elektroschocker aufzuhalten, schlägt fehl.

Finden Sie die Auflösung der Sondereinheit gut?

Nichols wird dann an einer anderen Strassenkreuzung von Beamten gefasst. Aus drei verschiedenen Perspektiven ist zu sehen, was sich weiter abspielt. Eine dieser Einstellungen wurde auch von einer festinstallierten Kamera an einer Strassenlaterne aufgenommen.

Mehrere Beamte halten Nichols fest, während ihn andere Polizisten brutal mit Fäusten und einem Schlagstock schlagen. In einem Video sieht es so aus, als sprühe ihm ein Polizist etwas ins Gesicht. Nichols stöhnt und jammert. Mehrmals ruft er laut nach seiner Mutter.

Nichols starb drei Tage später im Krankenhaus

Es ist auch zu sehen, wie zwei Polizisten Nichols' Oberkörper hochhalten, während ihm ein dritter Beamter gegen den Kopf tritt. Danach schleifen die Einsatzkräfte den schwer verletzten Mann zu einem Einsatzfahrzeug und lehnen seinen Oberkörper gegen die Seite des Wagens.

Nichols starb drei Tage später im Krankenhaus an seinen Verletzungen. Fünf beteiligte Polizisten wurden inzwischen aus dem Dienst entlassen und festgenommen. Sie sollen sich vor Gericht verantworten müssen.

Das Video sorgte in den USA und darüber hinaus für Empörung. Demonstranten blockierten am Abend friedlich eine Autobahn, die durch Memphis führt. Viele hielten Schilder, auf denen «Gerechtigkeit für Tyre» stand. Bei Protesten in New York wurden Medienberichten zufolge drei Menschen festgenommen.

Biden sagte am Abend, er habe das Video gesehen und sei schockiert. Der Vorfall erinnere ihn an die tiefe Angst, das Trauma, den Schmerz und die Erschöpfung, die viele schwarze Amerikaner und Amerikanerinnen jeden Tag verspürten.

Wizards Pelicans Basketball
Die Leinwand im Smoothie King Center ehrt Tyre Nichols vor einem NBA-Basketballspiel zwischen den New Orleans Pelicans und den Washington Wizards in New Orleans, Samstag, 28. Januar 2023. ( - keystone

Fünf Polizisten wurden inzwischen wegen Mordes und anderer Straftaten angeklagt. Zwei weitere Beamte, die ebenfalls am Tatort waren, seien vom Dienst freigestellt worden. Dies gab der Sheriff des Bezirks nach Veröffentlichung des Videos bekannt. Es laufe eine interne Untersuchung.

Auch gegen zwei Einsatzkräfte der Feuerwehr werde ermittelt, berichtete der Sender CNN.

Anwälte der Familie prangern rassistisches Vorgehen an

In den USA kommt es immer wieder zu tödlicher Polizeigewalt mit überwiegend schwarzen Opfern. Die Anwälte der Familie prangerten rassistisches Vorgehen an. Die fünf angeklagten Ex-Polizisten sind ebenfalls schwarz.

Jeder, der in einem System arbeite, das staatlich sanktionierte Gewalt anwende, mache sich der Aufrechterhaltung weisser Vorherrschaft mitschuldig. Dies sagte ein Vorstandsmitglied der Bewegung Black Lives Matter dazu.

In der Vergangenheit lösten derart brutale Polizeieinsätze wiederholt heftige Proteste aus. So führte der Tod des Afroamerikaners George Floyd im Mai 2020 zu landesweiten Demonstrationen und teils gewaltsamen Ausschreitungen.

Nichols' Fall wird auch oft mit dem Angriff auf Rodney King verglichen. King wurde 1991 in Los Angeles brutal von der Polizei verprügelt. Er überlebte schwer verletzt.

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