Die Vorhersagen sind düster. Auch wenn der Hurrikan «Florence» ein wenig an Stärke eingebüsst hat, herrscht Endzeitstimmung.
Die Satellitenaufnahme zeigt den Hurrikan «Florence».
Die Satellitenaufnahme zeigt den Hurrikan «Florence». - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In nächster Zeit wird Hurrikan «Florence» in den USA eintreffen.
  • Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

An der Südostküste der USA haben die Menschen am Donnerstag die letzten Vorbereitungen getroffen, um sich für eine möglicherweise tagelang anhaltende Unwetterkatastrophe zu wappnen. Der Hurrikan «Florence» soll nach Angaben der US-Behörden zwischen Freitag- und Samstagmorgen Ortszeit – vermutlich in den Bundesstaaten North Carolina oder South Carolina auf Land treffen. Am Donnerstag sah es so aus, als könnte der Küstenabschnitt zwischen der Stadt Wilmington in North Carolina und dem Urlauberzentrum Myrtle Beach in South Carolina im Zentrum des Sturms liegen.

Wichtiger als dessen auf Kategorie 2 heruntergestufte Stärke und der genaue Ort des Eintreffens sind für die Experten inzwischen jedoch das Ausmass des Sturmes und die erwarteten Folgen. Hunderttausende hatten am Donnerstag bereits ihre Wohnungen verlassen und Unterschlupf bei Freunden, Verwandten, Hotels oder in Notunterkünften gefunden. In der Hauptstadt Washington wurden wichtige politische Entscheidungen im Senat und im Abgeordnetenhaus verschoben.

Das Bild zeig den herannahenden Hurrikan «Florence».
Das Bild zeig den herannahenden Hurrikan «Florence». - keystone

«Wir sprechen über ein ausgedehntes Windfeld», sagte der Leiter der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Brock Long, am Donnerstag. Es werde extreme Sturmfluten geben. «Die Sturmfluten werden ein grosses Problem flussaufwärts sein», beschrieb er. Regenbänder würden tagelang ihre über dem Atlantik aufgesogene Wasserlast über den Küstenabschnitten bis weit ins Landesinnere abladen.

Möglicherweise wochenlang kein Strom

«Der Strom wird weg sein, vielleicht für Tage, vielleicht aber auch für Wochen», sagte Long. Stromversorger haben Hunderte Spezialkräfte in die Region entsandt, um nach Einsturz von Strommasten die Versorgung wiederherzustellen. Der Gouverneur des Bundesstaates Nort Carolina, Roy Cooper, sprach von «katastrophalen Fluten». Meteorologen erwarten Regenfälle im Volumen von 38 Billionen Litern allein in North Carolina.

Ein Mann betrachtet die schwere Brandung am Pier, während sich Hurrikan «Florence» trotz verminderter Windstärke mit grosser Zerstörungskraft der Südostküste der USA nähert.
Ein Mann betrachtet die schwere Brandung am Pier, während sich Hurrikan «Florence» trotz verminderter Windstärke mit grosser Zerstörungskraft der Südostküste der USA nähert. - dpa

Mit Georgia, South Carolina, North Carolina, Virginia und Maryland haben fünf US-Bundesstaaten sowie der District of Columbia um die Hauptstadt Washington den Notstand ausgerufen. Das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami (Florida) warnte vor lebensgefährlichen Sturmfluten, extremen Regenfällen und massiven Überschwemmungen. Die Flutwellen könnten mehrere Meter hoch ausfallen und sich über die Flüsse weit ins Hinterland ausbreiten.

Seit Tagen wappnen sich die Menschen für die Ankunft des mächtigen Sturms. US-Medien sprachen von deutlich mehr als einer Million Menschen, die die Küstenregion verlassen sollten, und von insgesamt mehreren Millionen Betroffenen.

Ein Mann vor einem verbarrikadierten Laden in Wilmington, North Carolina. In den betroffenen Regionen werden letzte Vorbereitungen getroffen.
Ein Mann vor einem verbarrikadierten Laden in Wilmington, North Carolina. In den betroffenen Regionen werden letzte Vorbereitungen getroffen. - keystone

Tausende, teilweise auch in exponierten Lagen etwa auf vorgelagerten Düneninseln, weigerten sich, den Empfehlungen der Behörden zu folgen. Sie verbarrikadierten sich und wollen mit Notstromaggregaten und Vorratshaltung über die Runden kommen. Die Behörden und auch Organisationen wie das Rote Kreuz rieten eindringlich von diesem Verhalten ab. Helfer seien im Notfall nicht zur Stelle sein, weil auch sie sich in Sicherheit bringen müssten. «Spielt keine Spielchen mit ihm. Er ist gross», hatte Präsident Donald Trump in einer Video-Botschaft geraten.

Bis zu 220 km/h

Hurrikans werden je nach Windgeschwindigkeit, die sie entwickeln, in fünf Kategorien eingeteilt. «Florence» war in den vergangenen Tagen zunächst zu einem Hurrikan der Stärke 4 angewachsen, der zwischenzeitlich Windgeschwindigkeiten von bis zu 220 Kilometern pro Stunde mit sich brachte. Am Mittwoch hatte er bereits an Stärke nachgelassen und war in die Kategorie 3 gerutscht und danach weiter auf die Stärke 2 – mit Windgeschwindigkeiten von derzeit rund 175 Kilometern pro Stunde. Dies ist aber nur eine Beschreibung der Spitzen und macht keine Aussage über die grundsätzliche Stärke.

Zwei Männer hieven ein Holzbrett eine Leiter hoch, um ein Fenster zu verbarrikadieren in  Wrightsville Beach, North Carolina.
Zwei Männer hieven ein Holzbrett eine Leiter hoch, um ein Fenster zu verbarrikadieren in Wrightsville Beach, North Carolina. - keystone

Experten sehen aber keinerlei Anlass zur Entwarnung. Der Direktor des Nationalen Hurrikan-Zentrums, Ken Graham, sagte dem Fernsehsender CNN, auch Wirbelstürme aus einer unteren Kategorien könnten enorme Auswirkungen haben. «Florence» sei ein sehr grosser Hurrikan und werde sich lange über der Küste halten. Das sei sehr gefährlich.

Bereits im Laufe des Donnerstags frischte der Wind an einigen Bereichen der Küste North Carolinas deutlich auf. Mehrere Bundesstaaten, die nationale Katastrophenschutzbehörde FEMA, die US-Streitkräfte und Versorgungsunternehmen arbeiten rund um die Uhr, um sich auf das Schlimmste vorzubereiten. «Es könnte Rekordfluten geben», sagte der stellvertretende Leiter des Hurrikan-Zentrums, Ed Rappaport. «Es wird ein Sturm werden, an den man sich erinnern wird. Ich hoffe, dass alle am Leben bleiben.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Donald Trump