Stärkt Diddys Urteil die frauenfeindliche Männerbewegung in den USA?
Diddys Teilurteil löst in den USA Debatten aus. Experten diskutieren, ob die frauenfeindliche Männerbewegung «Manosphere» durch den Prozess Aufwind erfährt.

Der Prozess gegen Sean «Diddy» Combs hat die USA monatelang beschäftigt. Im Zentrum standen schwere Vorwürfe wie Menschenhandel und sexualisierte Gewalt.
Die Jury sprach Combs jedoch nur in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig. In den gravierendsten Punkten, darunter organisierte Kriminalität, wurde er freigesprochen, wie die «Tagesschau» berichtet.
Viele Beobachter sehen darin einen Rückschlag für die MeToo-Bewegung. Gleichzeitig wird diskutiert, ob das Urteil die sogenannte Manosphäre in den USA begünstigt.
Wer sind die Manosphere-Männer?
Hinter der Manosphähre-Bewegung steckt ein Netzwerk von Männern, die ein regressives Verständnis von Maskulinität propagieren. Sie vertreten zum Teil extrem frauenfeindliche Positionen, wie die «Welt» berichtet.

Die Manosphäre fühlt sich durch den teilweisen Freispruch offenbar bestätigt. Laut der «Welt» diskutieren viele Männer in entsprechenden Foren nun über gewisse Ableitungen aus Diddys Urteil.
Etwa, ob sie daraus erkennen können, dass Prominente mit Macht und Geld weiterhin mit Frauen umgehen können, wie sie wollen.
Diddys Urteil stärkt Männer, nicht Frauen
Vertreter der MeToo-Bewegung kritisieren, dass das Urteil ein falsches Signal sende. Sie befürchten, dass Opfer künftig noch weniger bereit sind, sich zu melden.
Das Magazin «The Atlantic» schreibt: «Die Popkultur liebt Märtyrer; sie liebt Comeback-Geschichten; einfach formuliert: Sie liebt Männer.
In unserer aktuellen Ära der ,Broligarchie‘ kehren viele Männer, die während der #MeToo-Bewegung kulturell gemieden wurden, in den Vordergrund zurück und werden als rächende Aussenseiter gefeiert«.
Was macht der Combs-Prozess mit den Frauen?
Für Frauen ist die Situation besorgniserregend: «In bestimmten Teilen der Gesellschaft wird alltägliche Gewalt gegen Frauen immer mehr zur Normalität. Die frauenfeindlichen Ansichten der sogenannten ‚Manosphere‘ waren früher ein Randphänomen im Internet», erklärt Mariel Barnes laut der «Welt».
Sie ist Expertin für Gewalt in intimen Beziehungen an der University of Wisconsin. Mittlerweile hätten sich die Einstellungen der Manosphäre in der Mitte der Gesellschaft etabliert.
«Das zeigt sich in der entmenschlichenden Sprache gegenüber Frauen und der Zunahme von Belästigung und Gewalt, denen sie ausgesetzt sind.»
Frauen wird Schuld zugeschoben
Ein weiteres Beispiel liefert Diddys Prozess. Er beweise, dass Frauen in Missbrauchsbeziehungen häufig beschuldigt würden, statt Unterstützung zu finden.

Und «Opferbeschuldigung wie im Combs-Prozess ist auch für andere Frauen schädlich, die möglicherweise daran denken, ihre eigene Situation aufzugeben, weil sie sehen, wie andere Opfer schikaniert und beschuldigt werden.»
Laut «Tagesschau» sehen viele das Urteil als Sieg für Diddys Zukunft, aber als Rückschlag für die Rechte von Betroffenen.
Juristische Einschätzungen und gesellschaftliche Folgen
Juristen betonen, dass die Jury nicht davon überzeugt war, dass Combs eine kriminelle Organisation leitete. Dies war laut der «Tagesschau» der schwerwiegendste Anklagepunkt, der nicht zu einer Verurteilung führte.
Diddys Prozess hat jedoch gezeigt, wie schwierig es ist, Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt juristisch zu fassen.