Schon vor George Floyd: Weiterer Afroamerikaner starb nach Atemnot
Im Anschluss an den Tod von George Floyd tauchen immer mehr Fälle auf, in welchen Polizisten verhafteten Afroamerikanern das Atmen erschwerten und sie starben.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Mord an George Floyd löste eine Welle von Protesten aus.
- Doch schon vorher kam es zu ähnlichen Fällen in den USA.
- Einer davon war Byron Lee Williams, der ebenfalls nicht atmen konnte.
«Ich kann nicht atmen.» Mit den letzten Worten von George Floyd begannen weltweite Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus. Doch Floyd war nicht der erste Afroamerikaner, der aufgrund von Polizisten nicht mehr atmen konnte.
Wie der US-amerikanische Fernsehsender «NBC News» berichtet, kam es schon vergangenen Herbst zu einem erschreckend ähnlichen Fall in Las Vegas.
Am 5. September 2019 starb der Afroamerikaner Byron Lee Williams (†50) während seiner Verhaftung - weil er nicht atmen konnte. Was er, wie Videomaterial beweist, auch mehrmals deutlich den Polizeibeamten mitteilte. Ganze 17 Mal.
Doch weil die Polizei nicht das ganze Video der Body Kameras veröffentlichte, erhielt der Fall wenig öffentliche Aufmerksamkeit. Im Anschluss an den Tod von George Floyd kommen immer mehr solche Fälle ans Licht. Die Familie drängt, dass auch über diesen Fall gesprochen wird.
Verhaftet aufgrund eines fehlenden Fahrradlichts
Jeffery Thompkins (32) ist der Stiefsohn von Williams und erzählte dem Nachrichtensender von den Umständen, in welchen Williams starb. Der Mord an George Floyd erinnerte ihn schmerzhaft an seinen eigenen Verlust.
Der Afroamerikaner wurde aufgrund eines fehlenden Lichts an seinem Fahrrad verhaftet. Aus Angst vor der Polizei rannte Williams davon. Er wurde jedoch schon bald von zwei Beamten eingeholt und aufgefordert, sich auf den Boden zu legen. Was Williams auch tat.

Thompkins und seine Familie wurden drei Tage nach Williams Tod auf die Polizeistation geladen, um die Bodykamera-Videos anzusehen. «Niemand wusste was uns erwarten würde», so Thompkins. Bis dahin wurde der Familie erzählt, Williams habe bei der Verhaftung Atemschwierigkeiten gehabt und wäre daraufhin im Krankenhaus verstorben.

Nachdem die Polizisten den Angehörigen nochmals ihren Ablauf der Dinge erläutert hatten, spielten sie die Videos ab. Es zeigte, wie die Polizisten versuchten Williams anzuhalten, er wegrannte und kurz darauf eingeholt wurde. Nachdem sich Williams auf den Boden gelegt hatte, legten ihm die Beamten Handschellen an. Im Video konnte man gut erkennen, wie einer der Beamten ihm ein Knie in den Rücken drückte.
Konnte wie George Floyd nicht atmen
«Ich kann nicht atmen», immer wieder stiess Williams diesen Satz aus. Und die Beamten? «Ja, weil du verdammt nochmal müde vom Rennen bist», war deren Antwort. Ein dritter Polizist tauchte auf und kniete sich ebenfalls auf den Rücken von Williams, für weitere 30 Sekunden.
Immer mehr Polizisten tauchten am Ort des Geschehens auf, zogen Williams auf die Füsse und wollten ihn abführen. Doch der Körper des Afroamerikaners hing leblos in der Luft. «Steh auf, wenn du nicht aufstehst, dann ziehen wir dich eben!» drohte einer der Polizisten.

Was sie dann auch taten. Bis zu diesem Punkt wurde das Video auch veröffentlicht, doch Thompkins erzählte, sie hätten noch längere Aufnahmen gesehen. Nachdem Williams einige Zeit von den Beamten die Strasse entlanggezogen wurde, legten sie ihn ab. Und sprachen über ihre Pläne für das Wochenende.
Williams bat um eine Ambulanz, ein Polizist erwiderte: «Niemand wird dir helfen kommen.» Danach regte sich Williams nicht mehr. Das Video endet, als sich Notärzte um den reglos daliegenden Körper von Williams kümmerten.