Ein Rekordunwetter nach Hurrikan «Ida» hat in der Millionenmetropole New York Überschwemmungen von nicht gekannten Ausmassen und Chaos ausgelöst. In der Region im Nordosten der USA starben mindestens acht Menschen, als Keller und Autos vollliefen und Strassen zu reissenden Flüssen wurden. Bürgermeister Bill de Blasio rief am späten Mittwochabend (Ortszeit) den Notstand aus. Der Nationale Wetterdienst (NWS) hatte Schwierigkeiten, die Dimensionen des Niederschlags farblich auf seinen Karten darzustellen. Er erklärte angesichts der lebensbedrohlichen Lage erstmals einen Sturzflut-Notfall für New York und die Umgebung.
Autos auf einer Strasse in Staten Island, New York. Foto: Kostas Lymperopoulos/CSM via ZUMA Wire/dpa
Autos auf einer Strasse in Staten Island, New York. Foto: Kostas Lymperopoulos/CSM via ZUMA Wire/dpa - sda - Keystone/CSM via ZUMA Wire/Kostas Lymperopoulos
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bis in den Donnerstag hinein standen weite Teile des zwischenzeitlich komplett eingestellten U-Bahn-Verkehrs still.

Auf Videos war zu sehen, wie die Wassermassen Stationen überflutetet hatten, viele Menschen sassen derweil in Zügen fest. Während in New York auch das Tennis-Turnier der US-Open pausieren musste, sorgten in New Jersey ebenfalls Überflutungen und ein Tornado für Chaos. Auf TV-Videos waren abgedeckte Dächer, zerstörte Fassaden und herumfliegende Trümmerteile zu sehen. Zwei Menschen wurden dort Medienangaben zufolge leicht verletzt. Auch in New Jersey galt der Notstand.

Klimaforscher Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung führt die Ereignisse an der US-Ostküste auf die Erderwärmung zurück. Steigende Temperaturen brächten überall auf dem Planeten das Wetter durcheinander. So auch bei Wirbelstürmen: «Hurrikans und Taifune ziehen ihre Energie aus der Oberflächentemperatur des Ozeans. Durch die globale Erwärmung erhöhen wir diese Oberflächentemperatur und stellen damit den Hurrikans mehr Energie zur Verfügung. Das bedeutet, dass Hurrikans stärker werden – und dass die starken Hurrikans zunehmen.»

Im New Yorker Central Park waren am Mittwochabend Regenmassen in nicht gekanntem Ausmass gefallen. 80 Millimeter registrierte der Nationale Wetterdienst binnen nur einer Stunde. Der erst Ende August aufgestellte Rekord für New York hatte bei 49 Millimetern gelegen. Insgesamt fielen in einigen Teilen der Region deutlich über 200 Millimeter - das ist etwa doppelt so viel wie der Durchschnittswert für Deutschland im gesamten Juli.

«Wir erleben heute Abend ein historisches Wetterereignis mit Rekordregen in der ganzen Stadt, brutalen Überschwemmungen und gefährlichen Bedingungen auf unseren Strassen», schrieb Bürgermeister de Blasio. Die Menschen sollten in Häusern Schutz suchen und nicht auf die Strasse gehen, um den Rettungskräften die Arbeit zu ermöglichen.

Strassen und Wohnungen in New York standen teilweise etwa einen Meter unter Wasser. Angesichts der Lage verhängte die Metropole eine zwischenzeitliche Reisesperre: «Alle Nicht-Notfallfahrzeuge müssen sich ausserhalb der Strassen und Autobahnen von NYC befinden», teilte die Stadt auf Twitter mit. Streifenwagen mit Blaulicht sperrten in New York Highways, auf denen Hunderte verlassene Wagen teilweise mitten auf der Fahrbahn standen.

Bei den mindestens sieben Toten, die aus New York selbst berichtet wurden, stand es aber zunächst nicht fest, ob diese direkt auf die Überschwemmungen zurückzuführen waren. Die Opfer seien in Queens und Brooklyn gefunden worden und seien zwischen 2 und 66 Jahren alt, hiess es. Jeweils einen weiteren Toten gab es in New Jersey und Maryland. Der Flughafen Newark stellte seinen Flugverkehr zwischenzeitlich ein, der John-F.-Kennedy-Flughafen meldete Hunderte Verspätungen. Zwischenzeitlich waren über 100 000 Haushalte ohne Strom.

Das Extremwetter traf auch die gerade stattfindenden US Open und die deutsche Tennisspielerin Angelique Kerber, deren Spiel verschoben wurde. In das Louis-Armstrong-Stadion, in dem Kerber am Mittwochabend ihr Zweitrundenspiel gegen Anhelina Kalinina aus der Ukraine bestreiten sollte, regnete es trotz eines geschlossenen Dachs seitlich so stark hinein, dass der Spielbetrieb ausgesetzt werden musste.

«Ida» war am Sonntag als gefährlicher Hurrikan der Stärke vier von fünf südwestlich von New Orleans auf die Küste des südlichen Bundesstaates Louisiana getroffen. Danach schwächte sich der Sturm ab und zog weiter nach Nordosten.

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