Das Arbeiten für Medienschaffende wird in Nicaragua zunehmend schwerer. Die Regierung geht stark gegen Medienunternehmen vor.
Polizisten stehen vor der TV-Station.
Dem TV-Sender 100% Noticias wurde die Lizenz entzogen. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Polizei Nicaraguas ist in das Gebäude von 100% Noticias eingedrungen.
  • Der Direktor des letzten verbliebenen unabhängigen Fernsehsenders wurde verhaftet.

Die Regierung Nicaraguas ist gegen einen der letzten verbliebenen unabhängigen Fernsehsender des Landes vorgegangen. In der Nacht zu heute Samstag seien Polizisten in das Gebäude von 100% Noticias eingedrungen und hätten den Direktor Miguel Mora festgenommen sowie die Sendelizenz entzogen, berichtete der Sender auf seiner Homepage.

Mora werde Terrorismus und Hetze vorgeworfen, schrieb der Leiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Amerika, José Miguel Vivanco, auf Twitter. Bei dem Vorgang handele es sich um eine weitere Verletzung der Meinungsfreiheit in dem mittelamerikanischen Land, kritisierte Vivanco. Die Regierung des autoritären Präsidenten Daniel Ortega nannte er eine Diktatur.

Medienschaffende haben zu kämpfen

Neben Mora wurde auch die bekannte Journalistin Lucía Pineda festgenommen. Da sie neben der nicaraguanischen auch die Staatsbürgerschaft Costa Ricas besitzt, schaltete sich nach Angaben der Zeitung «La Jornada» das Konsulat des Nachbarlandes in Managua ein, um ihre Freilassung zu erreichen. Das Arbeiten für Medienschaffende wird in Nicaragua zunehmend schwerer. Die Regierung war Mitte Dezember bereits gegen Medienunternehmen vorgegangen und hatte Büros durchsucht.

In dem zentralamerikanischen Land herrscht seit April Unruhe. Damals hatte Ortega mit einer geplanten Sozialreform Proteste ausgelöst. Zwar zog er die Reform zurück, die Menschen forderten aber weiterhin seinen Rücktritt. Polizisten und regierungsnahe Schlägertrupps griffen die Demonstranten an. Seit Beginn der Krise sind nach Angaben von Menschenrechtsgruppen mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen, ein grosser Teil von ihnen Zivilisten.

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